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Old 27-10-2003, 15:11   #5
michaelundinaeichhorn
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Ganz so einfach ist das mit der Zucht leider nicht. Das Exterieur des Wolfes ist naturgemäß das Optimum, d.h. der Bauplan der am besten funktioniert und die wenigsten "Funktionsausfälle" hat. Das war ja auch ursprünglich der Grund für die Zucht dieser Rasse, man wollte unter anderem von den Gesundheitsproblemen des Schäferhundes weg. Komme ich mit der Zucht wieder zu nah an den Schäferhund bekomme ich auch die Probleme wieder, daß läßt sich im Moment sehr gut studieren, zu schwere Hunde, schlechte Rückenlinien, zu schräge Kruppe, alles "Abänderungen des Bauplanes", die zu massiven orthopädischen Problemen führen wenn sie in der Zucht verbleiben, OCD, HD, ED, Spondylosen, Cauda Equina Syndrom und und und. Leider ist es so, daß viele Hunde mit niedrigem Inzuchtfaktor vermehrt diese Probleme aufweisen und auch weitervererben, der falsche Ansatz amerikanische Wölfe einzukreuzen hatte ja durchaus auch einen Grund. Speziell die abfallende Kruppe und Karpfenrücken haben in diesen Zuchtlinien stark zugenommen und wenn man die Nachkommen dieser Hunde anschaut werden sie ganz offensichtlich auch vererbt. Das die ingezüchteten Hunde dieser Rasse früher altern ist statistisch nachweisbar noch nicht der Fall, außerdem werden bei Inzucht auch positive Gesundheitsaspekte stärker vererbt. Dies heist selbstverständlich n i c h t, daß man nicht massiv an der Verringerung des Inzuchtfaktors arbeiten muß, da natürlich früher oder später Inzuchtdepression auftritt, ein alleiniges Züchten auf niedrigen Inzuchtfaktor bringt jedoch mehr Probleme als er verringert, wie man an der Rassesituation momentan gut studieren kann.
Außerdem kommt noch ein weiteres Problem hinzu, will ich die Rasse verbessern oder zumindest das Niveau erhalten muß ich für meine Hündin einen Rüden wählen der ihre Fehler ausgleicht und möglichst ihre Fehler auch in seinen engeren Vorfahren nicht mitführt und obendrein keine Fehler aufweist, die ich auf keinen Fall in Kauf nehmen möchte. Ich kann nicht irgendeinen Rüden nehmen weil er gerade da ist, ich ihn so gut leiden kann und der Inzuchtfaktor so schön niedrig ist. Wir haben im Moment aber viel zu wenig Auswahl an guten Rüden.
Will ich wie Margo eine sehr gute Hündin aus tschechischer Zucht mit slowakischen Linien kreuzen ist es ein wenig einfacher (wenn auch nicht so leicht) und ich glaube nicht nur wir warten gespannt auf die Zuchtzulassung der Rüden aus dem ersten Wurf.
Will ich aber eine Hündin aus slowakischer Zucht mit einem tschechischen Rüden verpaaren wirds haarig, wir haben ca 4 Monate lang gegrübelt: Eine Erstauswahl der Rüden aus wolfdog.org ergab ein kleines Grüppchen von Rüden die in Frage kämen, bei tiefergehenden Recherchen schmolz es jedoch wie Eis in der Sonne, die meisten hatten HD C oder viele Nachkommen mit zT massiver HD. ED scheint zunehmend ein Problem bei manchen Hunden zu werden, von den sehr wenigen HDfreien die übrig blieben hatten einer einen Karpfenrücken, drei eine abfallende Kruppe (Vater mit Söhnen, also offensichtlich ziemlich stark weitergegeben). Einer, der als junger Rüde viel Aufsehen erregt hat ist mitlerweile so schwer und plump gebaut daß alle Sachverständigen die auf der letzten Ausstellung waren völlig entsetzt waren und bei andereren Rassen hat eben dieser Körperbau zu massiven Ellbogen- und übrigen Gelenksproblemen geführt. Der einzige noch übriggebliebene war zu eng verwandt, da über die Mutter der Hündin tschechische Linien dabei sind. Also haben wir die Suche ausgedehnt und einen sehr gesunden, fruchtbaren Rüden mit absolut optimaler Hüfte und super Charakter gewählt, der eben dies alles auch vererbt. Da die Hündin auch noch keinen Tag ihres Lebens krank war und fit wie ein Turnschuh ist bin ich der Ansicht, daß der 2% höhere Inzuchtfaktor mehr als aufgewogen ist, zumal die im letzten Beitrag genannten Prozentzahlen doch ein wenig willkürlich gewählt erscheinen. Wir warten aber sehr gespannt auf einige Nachwuchsrüden und haben mit ausländischen Züchtern ein Zuchtprogramm abgesprochen, das über etliche Jahre hin auf die Kombination möglichst vieler fremder Linien hinarbeitet. Solche Programme sind denke ich die einzige Möglichkeit aus der Sackgasse herauszukommen, ziehen sich aber über Jahre hin und bedingen auch wenn man alte verschollene Linien einbaut evtl. die Verwendung eines höheren Inzuchtfaktors. Alte Hunde sind näher am Ursprung und daher stärker ingezüchtet, außerdem sind sie zum Teil nur sehr schwer aufzuspüren, daß ganze also extrem aufwendig.
Extrem wichtig bei solchen Bedingungen ist aber eine sehr harte Selektion und ich bin absolut der Ansicht, daß die Rasse weitaus mehr Probleme hätte wäre die Selektion zu Militärzeiten nicht so gnadenlos und die wirtschaftliche Situation in den Ursprungsländern früher nicht so schwierig gewesen. Die Beibehaltung des 40km Laufes zur Zuchtzulassung in der Slowakei war mit Sicherheit die richtige Entscheidung.

Gruß Ina
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