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Old 02-03-2006, 18:38   #1
hanninadina
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Default Lüge oder Wahrheit beim TWH? Teil II Oder Myla ist weg!

Ein persönlicher Erfahrungsbericht!

Die Spatzen pfeiffen es ja bereits von den Dächern. In einem Anfall von Schwäche hatte ich mich entschlossen, Myla ein besseres zu Hause zu suchen. Sie lebt jetzt bei Horst, den einige von euch kennen. Er war der dritte in Deutschland, der TWHs hatte. Er hat nun noch einen 11jährigen Rüden. Seine ebenso alte Hündin musste er leider letzten Sommer wegen Krankheit einschläfern lassen. Er weiß, auf was er sich einläßt und hat viel Zeit.

Es gab viele Gründe, warum ich mich schweren Herzens dazu entschlossen habe. Keiner der einzelnen Gründe wäre ausreichend gewesen, aber alle zusammen schon. Ich möchte hier ein wenig darüber berichten, nachdem es nun 3 Wochen her ist und ich so halbwegs darüber weg bin. Bisher haben leider nur sehr wenige oder besser gar keiner von denen, die in der letzten Zeit oder generell ihren TWH weggeben haben, hier ihre Erfahrung berichtet und warum sie es getan haben.

Die, die schon länger hier lesen und schreiben, wissen, dass ich bereits im Herbst 2003 angefangen hatte hier zu schreiben, bevor ich einen TWH hatte. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich einlasse. Ich habe natürlich darauf vertraut, dass der TWH ein Hund ist, wie eben ein Hund zu sein hat. Ich hatte mir im Vorfeld 3 Züchter angeschaut, wovon 2 tatsächliche "Hunde" hatten und eine Züchterin sehr stürmische typische TWHS. Da habe ich aber noch gedacht, dass das die Ausnahme sei und die TWHS so wie bei den beiden anderen kennengelernt die typischen wären. Unterwürfig, teilweise ruhig, sich eigentlich alles gefallen lassen.

Ich glaubte nicht, dass TWH Druck haben, am liebsten jeden zur Begrüssung anspringen und auch mal herzhaft zwicken, sei es in Arm, Gesicht oder Haaren.

Dann im März 2004 habe ich mir dann Myla geholt. Einige von euch haben sie als typische Vertreterin ihrer Rasse auch kennengelernt.

Was ich in den 2 Jahren alles erlebt habe, habe ich hier immer wieder Kund getan. Mir war es sogar gelungen in einer der deutschen Hundezeitungen einen ausführlichen Erlebnisbericht als Leserbrief zu paltzieren. Dafür bin ich hier von einigen gescholten worden. Auch haben immer wieder die gleichen versucht, zur erklären, der TWH sei ein normaler Familienhund.

Ich habe notgedrungen 2 Jahre mit Myla 24 Stunden am Tag verbracht. Es war nicht so wie bei unseren 3 Briards, die wir bis dahin groß gezogen hatten. Die haben sich schon nach knapp 2 Wochen in die Diele oder vor die Eingangstür gelegt und hatten ihren Schlafplatz gefunden. Klein Myla war da ganz anders. Sie kam nur schwer zur Ruhe. Wenn sie wach war, wurde alles untersucht und endete dann mit erheblichen Schäden. Legendär ist mein Fiat Uno, in dem sie so ziemlich alles zerlegt hat, was ging. Auch die Tür musste dran glauben, damit sie da raus kam, Dichtung rausgezogen, Knopf hochgezogen und ein paar Mal gegen die Tür gesprungen und schon war sie offen.

DAs Talent hat sie von ihrer Mutter. Diejenigen, die Falco ihren Halbbruder kennen, kennen auch dessen legendären Fähigkeiten.

Kurz und gut in unserer Familie mit 2 Kindern in einem 1Familienhauswohngebiet mit ca. 55 Häusern und vielen Kindern und auch ca. 15 ständig präsenten Hunden in der Feldmarkt war Myla immer der Exot. Ihre freundliche aber stürmische und teils heftige Art andere Hunde (und Menschen) zum Spielen aufzufordern, hat letztlich dazu geführt, dass ich sie mit 8 Monaten nicht mehr mit den anderen Spielen ließ, allenfalls mit einer Handvoll ausgewählten toleranten Hundehaltern.

Allein lassen ging. Nicht, dass wir das nicht früh versucht hätten. Und zudem war ja auch immer unser 4 1/2 jähriger Briardrüde dabei. Myla hatte immer Blödsinn im Kopf. Also wurde eine Flugbox angeschafft. Die hielt 2 Wochen, dann hatte Myla die Tür rausgesprengt. Also musste eine Gitterbox her. Das dauerte keine Woche, da kam ich nach 15 Minuten vom Abholen meines Sohnes wieder und Myla grinste mich freundlich am Wohnzimmerfenster an. Also wieder nix. Vor 5 Monaten habe ich mir dann endlich eine Schmidtbox gekauft. Die hielt.

Aber leider sind meine Lebensumstände so, dass ich Myla immer wieder auch mal für 5 Stunden in die Box gepackt habe. Sie tat mir Leid, weil das hatte sie nicht verdient. Auch wenn ich jeden Tag gut 3 Stunden mit den Hunden an ständig wechselnden Plätzen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs war und sie so abends kaputt war, war das kein Leben für sie.

Ich stand vor dem Punkt, einen Zwinger zu bauen. Ich konnte mir vorher nie vorstellen, dass ich da mal hinkomme. Aber alleine in den Zwinger war nicht fair. Aber was konnte unser Briard dafür? Der sollte da erst recht nicht rein. Also war auch das keine Lösung.

Weihnachten habe ich dann beide Hunde - der Briard hätte eigentlich gar nicht gemusst -, zur Pension für 10 Tage weggeben, weil ich nach 2 Jahren mal ohne Hunde was machen wollte. Ich konnte es gar nicht glauben, wie entspannt auf einmal alles war. Nicht ständig schauen, ob Myla den Müll durchsucht, aus der heißen Pfanne versucht ein Stück Fleisch zu mopsen oder den Besuch zu herzhaft zu begrüßen und ihn mit Kratzer zu versehen. Keine lauten Töne im Haus.

Ich begann Anfang Januar zu überlegen.

Untersützung hatte ich in meinem direkten Umfeld keines. Vor knapp einem halben Jahr habe ich Miguel kennengelernt, der ca. 38 km von mir wohnt. Seine Hündin und Myla haben sich gut verstanden, meistens. Draußen hat Myla sie schon mal platt gemacht, drinnen ging es nach anfänglichen "Machogehabe" von Myla auch gut. Amiie durfte auf Myla rumspringen wie ein Welpe. Aber, Miguel arbeitet viel und seine Frau betreut neben dem Hund auch noch 2 kleine Kinder. Hier bei mir hat meine Frau Myla leider nie toleriert. Einen 2. Briard ja, aber einen Wolfshund, nein.

Irgendwann wurde der Druck nun so groß, dass ich einfach nicht mehr konnte. In dieser Schwächephase habe ich das getan, was ich mir geschworen hatte nicht zu tun und schon gar nicht, nachdem ich 2 Jahre lang so viel durchgemacht hatte, ich habe Myla weggeben. Ich schäme mich dafür. Aber meine Lebensumstände passen nicht zum TWH! Das zu erkennen, fiel mir sehr schwer.

Aber, in den letzten 6 Monaten haben mehrere ähnliche Familienkonstellationen ihre TWHs abgegeben. Norbert hat die Namen genannt, ich habe mit allen telefoniert. Ich habe mir immer wieder eingeredet, mein Gott, die haben eigentlich gar nicht so viel erlebt mit ihren Junghunden und verlieren schon die Nerven. Für meinen Geschmack habe ich es da schon sehr lange ausgehalten. Aber, wenn man so schon denkt, dann ist was faul.

Aber auf alle die blickend, die es versucht haben, einen TWH zu halten, genau wie ich, muss ich sagen, der TWH ist eindeutig anders als ein normaler Familienhund.

Die Diskussion ist hier schon oft geführt worden. Sicher es gibt einige, die sind wie normale Hunde. Aber, es gibt auch die anderen Extreme.

Und Menschen, wie Markus, die die Schuld beim Halter suchen und dabei unter den Tisch fallen lassen, warum seine beiden Hunde funktionieren, wird es immer geben. Ich nenne es mal freundlich, sie greifen hart durch!

Und ich kann nur jeden empfehlen, der "Chef" im Ring bleiben will, abzuwegen ob er hart durchgreifen kann(!) . Denn Konsequenz allein reicht beim TWH nicht aus. Der TWH will mehr als jede andere Hunderasse seine Grenzen gezeigt bekommen. Nur dabei wandelt man immer sehr dicht daran, den Willen des Hundes zu brechen. Wer dazu bereit ist, wird sicherilch lammfromme TWHS bekommen. Wer das allerdings nicht tut, wird immer wieder an die GRenzen gehen müssen. So sagte eine bekannte Züchterin, dass sie noch mit ihrem 8 1/2 Jahre alten TWH-Rüden immer mal wieder schauen muss, wer der Chef ist.

Wie heißt es so schön, ein guter Hund versucht immer wieder im Rudel aufzusteigen.

Hier mache erst mal Schluss. Es geht aber gleich weiter

Trotz allem viel Spass mit den TWHs.

Christian nun nur noch mit Hannibal
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