Thread: Tränende Augen
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Old 04-09-2003, 16:48   #9
michaelundinaeichhorn
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Hallo Iris,

wir sind ganz Deiner Meinung, daß der altmodische Hundeplatzdrill mit nur Rucken
und Niederreißen ganz besonders bei dieser Rasse nichts bringt (bei anderen
bekommt man auch nicht unbedingt die bestmöglichen Ergebnisse), da die meisten
TWHs dann völlig blockieren und das Vertrauen in Ihren Besitzer verlieren. Wir
arbeiten soweit irgendwie möglich über positive Vestärkung und Motivation, was
nicht heißt, daß man keine Grenzen setzen sollte oder auf ein offensichtliches
Austesten des Führers nicht reagieren darf.Klare Grenzen müssen sein und auch
durchgesetzt werden.Deshalb sind wir auch keine Befürworter der
Erziehungsmethoden bei denen der Hund niemals auch nur einmal streng angeschaut
werden darf. Die antiautoritär erzogenen Hunde sind sehr häufig genauso gestört
und verunsichert wie die hart erzogenen da Hunde genetisch darauf gepolt sind in
klaren Rangstrukturen zu leben die ihnen der Besitzer hierbei versagt.
Eintöniger Hundeplatzdrill wie es hierzulande leider noch alzuhäufig der Fall
ist versagt bei TWHs sowieso, da sie sich schnell langweilen und dann bockig
werden.
Sensiblere Hunde können ganz sicher durch harte Methoden psychischen Schaden
davontragen, besonders wenn die Bestrafung nicht mit dem richtigen Timing erfolgt
oder für den Hund nicht verständlich ist, wass nach unseren Beobachtungen in
etlichen Jahren Hundeschule und Problemhundetherapie regelmäßig der Fall ist. Ein
sehr großer Teil der Hundehalter schaft es überhaupt nicht sich mit ihrem eigenen
Hund zu verständigen. Das Gros der uns vorgestellten "Verhaltensstörungen" beruht
schlicht und ergreifend auf einem Kommunikationsproblem der Besitzer mit ihrem
Hund.Der Hund versteht nicht was von ihm verlangt wird weil der Besitzer völlig
wiedersprüchliche Signale gibt die im Verhaltensrepertoir des Hundes nicht
vorkommen oder er wird für ihn aus nicht nachvollziehbaren Grund oder viel zu
hart bestraft.Hunde bestrafen innerhalb des Rudels durchaus auch und das
teilweise nicht zu knapp nur das Timing ist halt immer optimal und die Art der
Strafe ist zum Teil angeboren und zum Teil schon im Alter von wenigen Wochen
erlernt worden.Hunde beißen über Schnauzen aber sie rucken nicht an Leinen!In
unserer Hundeschule hat sich der Gentle Leader, ein Kopfhalfter für Hunde, der
den Schnauzengriff simuliert gerade bei Schwierigkeiten an der Leine am besten
bewährt, weit besser als Stachelhalsband und Leinenruck und das ohne den Hund zu
verletzen oder Schmerzen zuzufügen.
Es gibt mit Röntgenbildern belegte Fälle von Halswirbelluxationen durch massives
Leinenrucken, bzw. durch das an der Leine niederreißen von Hunden.Das sind
allerdings extreme Ausnahmefälle.
Unsere TWH-Hündin hat alle gängigen Kommandos in der Hundeschule durch bloßes
Zuschauen bei den anderen gelernt, einschließlich so für den jungen Hund
schwierigen Dingen wie "Platz und Bleib" und ohne Leine "Bei Fuß gehen", Dinge
die ihr Spaß machen lernt sie teilweise in wenigen Sekunden, bei Übungen deren
Sinn sie nicht einsieht- wie zum Beispiel im Ausstellungsring an der Leine
stundenlang im Kreis traben- wird sie nie gut machen, völlig egal wie viel Ärger
sie bekommen würde.Bei einem so gearteten Hund ist physisch harter Drill
aussichtslos und führt bei einem schlechten Trainer zu tief gestörten zum Teil
auch unberechenbar gefährlichen Hunden, weil der Hund irgendwann lieber als
erster zuschlägt.Sie weiß aber auch das sie Ärger , durchaus auch physischer
Natur, bekommt wenn sie bekannte feststehende Verbote absichtlich übertritt und
dabei verbale Verwarnungen durch uns Alphas ignoriert - manchmal ist es ihr die
Sache trotzdem Wert und meistens müssen wir uns dann innerlich ziemlich das
Lachen verbeißen.

Wenn Du weitere Informationen über Literatur, Seminare, Kontakte u.ä. suchst
kannst Du Dich gerne an uns wenden

Viele Grüße Ina und Michael
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