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Old 15-03-2002, 20:30   #4
michaelundinaeichhorn
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Default TWH und Abrichtung

Lieber Pavel,

wir hatten diese Diskussion vor einigen Jahren in Deutschland. Mittlerweile ist
hier die übereinstimmende Meinung der Wissenschaftler die damit arbeiten daß die
HD ein polygene, multifaktorielle Erkrankung ist.D.h. die Veranlagung eine HD zu
entwickeln ist angeboren und wird auch vererbt, die HD wird aber nicht nur durch
ein Gen sondern durch mehrere Gene vererbt, was auch daran liegt daß mehrere
Knochen bei der Bildung des Hüftgelenkes beteiligt sind und während des Wachstums
des Hundes viele Verbindungen knorpelig oder bindegewebig sind.Außerdem spielt
wie auch z.B. bei der OCD die Ernährung des Welpen und die Bewegung während des
Wachstums eine sehr große Rolle.Nach Fütterungsversuchen an Wurfgeschwistern in
Schweden, USA und Deutschland (Dämmrich) wurde klar belegt, daß eine zu
nährstoffreiche Fütterung, die zu schnellem Wachstum führt, und eine
unausgewogene Calcium-Phosphorversorgung zu einer sehr deutlichen Häufung der
Probleme führt.Dabei ist zuviel Calcium genauso schädlich wie zuwenig.Außerdem
ist eine zu frühe Trainingsbelastung vor dem weitgehenden Abschluß der
Verknöcherung des Gelenkes schädlich.Es ist daher natürlich schwierig einen
genauen Prozentsatz der Vererbung des HD Grades anzugeben.Da der Professor der
Radiologie bei dem ich studiert habe sehr bei diesem Thema engagiert war und auch
VDH-Gutachter ist habe ich jede Menge Statistiken über sehr viele Hunde gesehen
bei der auch die Abstammung der Hunde die als Krankheitsfälle in der Klinik
vorgestellt wurden untersucht und einbezogen wurde. Die Häufigkeit von HD und von
vor allem schwereren Formen ist ist deutlich größer wenn die Eltern HD aufwiesen
und bei Kombination von Eltern mit mittlerer HD hat man deutlich häufiger
Nachkommen mit schwerer HD.HD bezeichnet dabei nicht das Aufteten von
Krankheitssymptomen und Arthrosen sondern ist die Bezeichnung für ein nicht
korrektes Ineinanderpassen von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkspfanne.Es ist auch
nicht normal das junge Hunde Arthrosen im Hüftgelenk aufweisen, Arthrosen sind
immer Anzeichen für Probleme im Gelenk aller möglichen Ursachen, der Grad der
Veränderungen im Gelenk korreliert dabei nicht unbedingt mit der Stärke der
Symptome aber der Grad der HD durchaus mit dem Auftreten der Arthrosen.
In Deutschland ist durch Zuchtprogramme bei mehreren Rassen eine deutliche
Verbesserung eingetreten, auch bei den Schäferhunden soweit ich weiß. Eine
Freundin von mir arbeitet in einer sehr großen Klinik die regelmäßig in großen
Massenaktionen Deutsche Schäferhunde vorröntgt,d.h. sie sieht auch die Hunde, die
dann nicht mehr in die Statistik eingehen weil nicht HD-frei und sie schwört
Stein und Bein das die Situation deutlich besser geworden ist.
Viele gute Züchter in Deutschland verkaufen die Welpen 100 Euro teurer und geben
den Besitzern dann das Geld zurück wenn sie ihre Hunde haben röntgen lassen um
Informationen über möglichst viele Nachkommen zu erhalten. Die Zuchtvereine die
das HD Resultat der Nachkommen mitberücksichtigen haben die besten Resultate in
der HD-Bekämpfung.
Ein weiteres großes Problem in der Statistik stellt die unterschiedliche
Bewertung in den einzelnen Ländern da. Wir haben sehr häufig Hunde aus anderen
Ländern die im Ursprungsland mit A geröntgt sind und hier nur ein C bekommen.
Wenn ich die HD Resultate in der Liste vergleiche ist da schon der erste
Unterschied. In Deutschland haben wir meistens nur A 1 oder 2, B 1 oder 2 usw.
ein 0 haben wir nicht und es wird zur Bewertung immer die schlechtere Seite
genommen, d.h.A1/2 ist A2. Um die Ergebnisse vergleichen zu können würde es mich
deshalb sehr interessieren wie die Grade bei euch eingeteilt sind
(Norbergwinkel, Diskongruenz), wie die Vorschriften für das Röntgen sind
(Narkose,Lagerung), und wer die Gutachter sind.Ich habe gerade von einem Fall aus
der Slowakei gehört wo der Hund ohne Narkose unter heftiger Gegenwehr geröngt
wurde und mit C beurteilt wurde, er läuft ohne Probleme die 100 km
wahrscheinl. liegt die schlechte Beurteilung am schlechten
Röntgenbild.Wir haben einen Hund in Deutschland von drei verschiedenen
voneinander unabhängigen Gutachtern beurteilen lassen, die Röntgenbilder waren
auch verschiedene und jeder Gutachter hat den gleichen HD-Grad gegeben, das zeigt
für mich, daß die HD-Grad-Beurteilung hier doch sehr objektiv ist und
offensichtlich gut funktioniert.
Ein Buch das für mich in der Praxis und im Verständnis sehr hilfreich war ist
Hüftgelenksdysplasie bei Hunden von Ficus, Loeffler, Schneider-Haiss und Stur, da
es an vielen Röntgenbildern erklärt und auch auf Populationsgenetik u. Entstehung
eingeht.
Ich hoffe auf eine lange Diskussion mit Dir im April beim Wolfshundetreffen!

Gruß Ina
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