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Old 04-02-2011, 12:04   #39
koboldine
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Torsten, ich denke nicht, dass der Thread geändert werden muss, denn nur so kann man erfahren, was sich der Einzelne unter dem TWH überhaupt vorstellt. Und ich bin froh, dass doch der Konsens ist, die Eigenschaften, die auch zur Arbeit benötigt werden, hervor zu heben. Ja, ich weiß, das böse Wort Arbeit….Nicht jeder versteht das gleiche unter diesem Begriff – und DAS ist hier nicht der Diskussionspunkt, denn was der Einzelne aus seinem Hund macht – kann und sollte keiner werten…

Zum Thema – ihr seid hier überwiegend aufs Interieur gegangen, das ist sicher auch die wesentliche Frage, denn in jedem Ring werden Hunde nach dem Äußeren beurteilt – und da kann es schon mal zu „Verwechslungen“ kommen.
JA, hier könnte ein Gentest als Grundbedingung für die ZZL helfen.

Der könnte auch an anderer Stelle helfen, nämlich den Wahn, dass jeder „Hans und Franz“ mal einen Wurf machen muss – weil man sooooo gern einen Nachfolger für den Vater/Mutter haben möchte etc. Sorry, das ist in meinen Augen keine Zucht sondern egozentrische Vermehrung – und das braucht´s nun wirklich nicht. Dass Mischlinge entstehen…je, das kommt wohl überall vor. ABER solche sollten auch aus der Zucht ausgeschlossen sein und als solche deklariert werden. Warum? Weil man sonst nicht züchten muss, sondern jeder frei Schnauze seinen Rüden über Hündin hoppeln lassen kann.

Dieser Gedanke, die Sorge bzw. das zur Diskussion stellen was mit dem TWH passiert – Torsten, das find ich gut. So findet vielleicht irgendwann mal eine Art Konsens statt – den ich schon vor ´nem Jahr hier erfragt habe… nur kamen darauf leider keine Reaktionen. Warum nicht? Ich denke, nicht jeder Züchter hat ein Interesse daran – einige meinen sie sind keine „Rechenschaft“ schuldig – je, wenn ich züchte bin ich doch mitverantwortlich wohin die Rasse sich entwickelt und da ist – denk ich – doch ein Interesse der „Abnehmer“ begründet. Das will ich hier mal so stehen lassen, ist hier gerade nicht der Punkt.

Rassestandard (Exterieur) brauchen wir hier gerade weniger zu besprechen, obwohl ich einen Trend zur „Verhundlichung“ sehe – und bedauerlich finde. Ich mache das an den Ohren und der Rute fest…. Aber ich bin auch überzeugt, dass es einfacher ist am äußeren Erscheinungsbild züchterisch zu arbeiten als am Interieur. Dazu kommt, dass ich denke, dass sich einige Züchter durchaus dieser äußeren Veränderung bewusst sind und sie in Kauf nehmen, eben weil die innere Stabilität etwas „gewichtiger“ gesehen wird. – Das nur am Rande.

Die Eigenschaften, die auch im Standard stehen (soweit ich weiß, wenn´s falsch ist bitte korrigieren), sind doch „furchtlos und mutig“, „an einen Menschen gebunden“, „sehr aktiv“, „gelehrig“, „hoch reaktionsfähig“, „misstrauisch“, „instinktsicher“, „widerständig gegen Witterung“, „temperamentvoll“, „ausdauernd“.
Schau ich mir die Attribute physiologisch an, komme ich bei „furchtlos und mutig“ auf ein Tier, dass ein höheres Aggressionspotential mitbringt, dessen Stress-System eher auf der Basis von Testosteron funktionieren muss – denn nur durch einen Überhang dieses Systems wird ein Hund das was Mensch als mutig bezeichnet. Damit wird nämlich gesteuert (dies ist grob vereinfacht! Also bitte auch so lesen), dass das Tier in der Entscheidung Flucht oder Kampf eher den Kampf wählen wird.
HEUTE – in unserer Gesellschaft – wird das allgemein als aggressiv und nach vorn gehen bezeichnet, WEIL in unserer Gesellschaft eine Aversion gegen jede Form der Gewalt geschaffen wurde, und dabei vergessen wird, dass Aggression ein Teil JEDER Persönlichkeit (von Beutegreifern oder „Fleischfressern“) ist, und durch das permanente unterdrücken von jeglicher Aggression Wesen massive psychische und physiologische Schäden davon tragen.

Im Standard steht also, dass die Tiere, die TWH genannt werden, eher Testosteron-Stress-System-Wesen sein sollten. (HIER setzt dann meine Kritik zur Kastration dieser Tiere an, aber das ist ein anderes Thema). Viele TWH sind das auch, und genau das macht auch einige der anderen Eigenschaften aus: „hoch reaktionsfähig“, „gelehrig“, „temperamentvoll“, „sehr aktiv“ resultieren alle zu einem guten Maß aus diesem Stress-System (und den hormonellen Vorgängen, die von diesem System beeinträchtigt werden – logisch gibt es weitere Faktoren, die Einfluss haben, hier ist wieder stark vereinfacht).

Nun ist das Stress-System kein schwarz / weiß System. Es besteht ein weiteres Systeme in Säugetieren (also auch in Hund und Mensch) - das Cortisol abhängige Stress-System. Wenn dieses System situtativ oder immer überwiegt, ist die Persönlichkeit eher zurückhaltend gegen Neues – bis hin zu Furcht vor Veränderungen/ vor Unbekanntem.

Woran nun misst man den „Überhang“ eines Systems…. Im Verhalten lässt es sich manchmal ausdrücken, denn die normale (wölfische) Reaktion auf Bedrohung ist Flucht. Selten entscheiden sich Tiere zum Kampf, weil das Risiko „Verlust von Fitness“ zu groß ist (Verletzung, Tod) – es sei denn der Fitness-Faktor des umkänmpften ist groß genug, z.B. Lebenserhalt der Welpen, Fortpflanzungsmöglichkeit.
Nehme ich das jetzt auf unsere Hunde, ist MUT und FURCHTLOSIGKEIT selten in Einklang mit dem Konzept „Fitness“ zu bringen, denn das Risiko ist oft größer als der Gewinn, wenn wir Menschen von MUT sprechen. Daher braucht der Hund die Attribute „gelehrig“ und „an einen Menschen gebunden“, nur daraus ergibt sich dann wieder eine Verringerung des Risikos – denn Hund ist nicht allein, sondern hat einen Partner.

„Widerstandsfähigkeit“, „Ausdauer“, „instinktsicher“ wiederum sind die Eigenschaften, die die Reizschwelle beeinflussen. Was nutzt ein Stress-System, wenn es immer sofort getriggert wird – als man immer gleich auf Flucht/Kampf-Modus gedopet wird? Nichts. Denn das ist wieder kontraproduktiv für den Organismus. Ergo sind diese Eigenschaften die „Hürde“, die ein Stress übersteigen muss, bevor das Stress-System reagiert.

Somit sind all diese Eigenschaften ineinander essentiell, sonst hat man entweder Schisser oder Explodierer und beide nutzen der Zucht nicht.

Das mit dem Misstrauen ist die wohl am weitesten interpretierte Eigenschaft…. Misstrauen geht bei einigen Betrachtern so weit, dass das Tier vor lauter „misstrauen“ keine Bindung mehr eingehen kann – was wiederum GEGEN die gewünschten anderen Eigenschaften steht. Da diese Menschen mit ihren Tieren leben, empfinden sie es als normal. ABER es sollte keinesfalls in übertriebener Form zurück in die Zucht gebracht werden.

Insgesamt finde ich, dass es einige Tiere in DE gibt, die dem Standard auch von Interieur entsprechen – aber „wir“ noch weit davon entfernt sind dieser Eigenschaften als gesichert zu betrachten. Erst wenn diese Eigenschaften so verankert sind, dass eine Kreuzung nicht gleich wieder alles aus der Bahn werfen kann, erst dann kann man – so meine Meinung – über eine Zufuhr von „Außen“ nachdenken, aber nur geregelt und durchgezüchtet. Nur…wozu sollte das dann gut sein? Fürs Interieur wird’s kaum eine Verbesserung bringen, vielleicht um das Exterieur etwas wölfischer zu machen…aber… das könnte man doch auch durch Zucht innerhalb des TWH hin bekommen. Vielleicht sollte man darauf achten, dass die Tiere in Zukunft nicht größer/großrahmiger/massiver gezüchtet werden, denn das bringt einige Gefahren auf dem Gesundheitssektor, was wiederum das „robuste“ unserer Rasse gefährdet. Aber im Gros sollte die Wesensfestigkeit noch weiter herausgearbeitet werden und dazu braucht es leider heute Gentests, um nicht „zufällig“ doch nen AWH oder SWH oder Mix als Paarungspartner zu haben…denn diese Tiere wurden auf andere Kriterien selektiert und bringen den TWH nicht wirklich weiter. (Das heißt NICHT, dass es nicht tolle Tiere sind, sondern NUR, dass die RASSE TWH ihrem Standard entsprechend gezüchtet werden sollte und nicht dem der AWH oder SWH entsprechend.)

TWH sind keine Spezialisten, aber sie sind mit der richtigen Erziehung und Führung zu fast allem zu gebrauchen – und das ist für mich ein Kriterium FÜR den TWH.

OK, nun könnt ihr mich steinigen, dass ich gefälligst wieder „normal“ schreiben darf…

LG
koboldine
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Kein Mensch darf mir meine Schwächen so deutlich zeigen, wie meine (Wolfs-)Hunde es tun.
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