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Old 05-12-2009, 23:36   #30
Nebelwölfe
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Originally Posted by Astrid View Post
Ich untersteh in der Arbeit auch meinem Chef und muss mich im Großen und Ganzen dort seinem Willen fügen und mich "unterordnen". Deswegen bin ich aber noch lange kein Roboter und kann dennoch eigenständig denken.
Wir bei uns bezeichnen uns als Mitarbeiter, nicht als Untergebene oder Untergeordnete Klar, jeder hat seine Aufgaben und seine Ziele, die er erreichen muss. Wie er die erreicht, ist aber jedem selber überlassen. Es gibt es keine akribischen Vorschriften, wie jeder Arbeitsschritt und jeder Handgriff auszusehen hat. Mein Chef steht während der Arbeit nicht dauernd neben mir, um mir zu sagen, was ich jetzt wie machen muss, noch kontrolliert er mich, ob ich die Arbeit genauso ausführe, wie ER sich das vorstellt, noch muss ich ihn dauernd fragen, ob ich eine Entscheidung treffen darf. Wenn ihm etwas nicht passt (oder mir) oder unsere Meinungen auseinander gehen, dann reden wir darüber. Am Schluss muss die Arbeit getan sein - der Weg dorthin ist uns selber überlassen.

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Nur weil eine Rasse beim arbeiten vom Menschen gewünschte Übungen ausführt, bedeutet das doch nicht automatisch, dass sie willenlos sind.
Da hast du natürlich grundsätzlich schon recht. Ich finde aber, es kommt immer drauf an, wie was verlangt wird. Wie sieht denn eine Unterordnung aus? Schon mal drüber nachgedacht, aus welchem (Hinter-)Grund eine Unterordnung so akribisch militärisch exakt aufgebaut und ausgefürht werden muss? Oder welchen Sinn siehst du dahinter, das es der Aufgabe oder Übung nicht genüge getan ist, wenn ein Hund zum Beispiel schlicht bei Fuss neben seinem Besitzer läuft. Warum muss er am Bein kleben? Warum muss seine Brust genau auf Kniehöhe sein? Warum muss er die ganze Zeit zum Hundeführer hochsehen, dabei den Hals überstrecken, so dass die Vorderbeine tänzeln und sich das Hinterteil absenkt? Was passiert, wenn der Hund das nicht korrekt ausführt? Hat er die Freiheit, die Aufgabe/die Arbeit selber nach seinem ermessen zu lösen? Nochmals meine Frage: Wo bleibt da der eigene Wille, die Eigenständigkeit und die "Kreativität"? Glaubst du wirklich, dass diese Art zu "Arbeiten" die Fähigkeit Aufgaben selber zu lösen oder die Intelligenz fördert? Oder eher "verdummt"?

Ich nehme nicht an, dass das die Art ist, wie du dich deinem Chef bei der Arbeit "unterordnen" und seinem Willen entsprechen musst? Verrichtest deine Arbeit genauso, wie er dir das exakt vorschreibt? Hättest du wirklich Lust ein Leben lang so zu arbeiten?

Ich kann es gut verstehen, dass es Hunde gibt, die keine Lust darauf haben, Arbeit so zu verrichten (ich hätte es auch nicht), geschweige denn einen Sinn darin sehen. Und was ist denn nun so erstrebenswert daran, unsere Rasse dahingehend zu selektieren, dass sie solche Arbeiten "führig und unterordnungsbereit" und zudem auch noch freudig immer und immer wieder verrichten, ohne darüber nachzudenken, ob soetwas Sinn macht - und ohne sich auch nur ansatzweise mal zu überlegen, ob sie einfach sagen, dass sie darauf "keinen Bock" haben? Das nur weil manche Menschen sich ihre Hunde unterordnen, gängeln und den Hund beherrschen müssen?

Und ja, auch meine Hunde sollen kommen, wenn ich rufe, sie sollen bei mir bleiben, Sitz und Platz machen. Aber: es mir egal, wie sie ihre Aufgabe erledigen, solange sie sie erledigen. Wenn sie bei mir bleiben sollen, ist es mir egal, ob sie das links oder rechts von mir tun oder eine halbe Länge vorne. Hauptsache sie bleiben. Wenn sie im Platz bleiben sollen, ist es mir egal, ob in Sphynxstellung, ob abgekippt, ob auf dem Rücken liegend, ob im Gras schnüffelnd oder im Kopfstand. Ich habe es aber weder nötig, meine Hunde komplett unterzuordnen, noch sie dauernd zu gängeln, nur damit ich zeigen kann, wie gut ich meine Hunde beherrsche.

Mein Wolfshund arbeitet auch, als Mantrailer. Und nein, ich schreibe ihm nicht vor, wie er seine Arbeit zu erledigen hat - sondern überlasse es ihm. Er löst seine Aufgabe/seine Arbeit selbständig und zuverlässig und mit Spass - und dazu muss er weder führiger noch unterordnungsbereiter sein.

Warum also muss ich eine Rasse unbedingt zu einem Typ Hund ändern, den ich in anderen Rassen bereits mehrfach finde, wenn ich denn unbedingt so arbeiten möchte - anstatt mir zu überlegen, wie ich die vorhandenen Fähigkeiten und die Intelligenz einer Rasse behalten und nutzen kann, und meine Arbeit dementsprechend ausrichte und den Hund gemäss seiner Fähigkeiten für eine entsprechende Arbeit einsetze?

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Aber wie auch Torsten angemerkt hat - wenn man den Willen des Hundes bricht, ihn mit Gewalt ausbildet und jegliche eigenständigen Aktionen unterbindet, wird das Tier irgendwann einfach nur mehr genau das machen, was von ihm verlangt wird, weil sonst gibts ja eins auf die Mütze.
Vielleicht gibt es solche Hunde. Ich behaupte, dass Hunde, die so behandelt werden, irgendwann blockieren, die Arbeit ganz verweigern - oder sich wehren, siehe dein Beispiel. Solche Hunde arbeiten weder gut noch zuverlässig.

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Originally Posted by Astrid View Post
Mein Schäfer arbeitet auch gerne, aber er hat auch seinen eigenen Willen. Und da wir uns sehr viel über den Clicker ershapen, muss er selbstständig mitdenken und ausprobieren - da ist nix mit stumpf irgendwelche Befehle ausführen.
Das ist ja auch das pure Gegenteil von der klassischen "Unterordnung", oder?
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Gruss, Petra

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