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So nun habe ich mir doch mal kurz Zeit genommen, um auch was zur Sache zu schreiben.
Zu Moy, die Wahrscheinlichkeit, dass ein TWH - oder Wolfshybride - eher mehr wolfsverhalten zeigt, wenn er 75 % Wolfsblut hat, liegt eigentlich auf der Hand.
Zu Twister: Auch wenn du die entscheidenden deutschen Wolfsleute offensichtlich persönlich kennst und anscheinend auch schon mal im direkten Kontakt im Gehege warst, so sind deine ausführungen für meinen Geschmack zu oberflächlich. Wenn in 6. Generation eines TWH also vor ca. 30 Jahren, wie Dieter an anderer Stelle geschrieben hat, ein wolf eine Linie begonnen hat, dann ist das weit dichter, als es bei den von dir genannten Pudeln, Rauhdackeln usw. ist. Sie sind über Jahrhundert bzw. Jahrtausende aus dem Wolf zum Hund und von einem Hund zu ca. 400 verschiedenen Hunderassen gezüchtet worden. Wenn du schreibst, ein Windhund sah vor 100 Jahren auch schon so aus, dann ist das nur bedingt richtig, weil es heute viel mehr windhundrassen gibt. Nimm doch nur den DSH. Er hatte auch mal einen geraden Rücken. Heute läuft dieser nach hinten abfallend. Und wenn du bedenkst in welch kurzer Zeit dieser züchterische Ziel erreicht wurde, ist es doch klar, was man mit gezielter Zucht relativ schnell erreichen kann. Ich habe noch einen Briard. Vor ca. 200 Jahren gab es die ersten. Die sahen aber noch ganz anders aus, viel weniger Fell und kleiner. Allein seit ich die Rasse kennen und lieben gelernt habe vor 20 Jahren haben sie sich verändert, denn heute sind sie eher etwas Größer und haben vor allem unmengen an Fell. Soviel Fell, dass einige Leute sich dieser Rasse wieder abgewandt haben.
Eine Verwässerung des Wolfblutes tritt logischer Weise ein, um so weiter weg der letzte Wolf in der Linie ist.
Ich erlaube mir mal mit meinen bescheidenen englisch Kenntnissen aus dem buch Living with a wolfdog von Nicole Wilde zu zitieren - ein deutsches Buch über Hybriden gibt es bis dato noch nicht. Elli Radinger schreibt gerade eins:
"Prozente von Wolf in einem Wolfshund ergeben sich aus den Prozenten vom Wolf in den Eltern geteilt durch 2. Als Beispiel, ein 75 % Wolfshund wird mit einem 25 % Wolfshund verpaart und bringt Welpen mit 50 % Wolf heraus. Diskussionen über genaue Prozente in einem Wolfshund sind nicht zielführend. Selbst wenn ein Wolf mit einem Hund verpaart wird, können signifikante Variationen im Aussehen auftreten in einem Wurf, obwohl die Prozente die gleichen sind. In anderen Worten, einige Welpen sehen wölfischer und andere hundlicher aus, obwohl sie alle genetisch 50 % Wolf sind. Es würden auch Welpen mit unterschiedlichem Verhalten dabei sein, einige würden mehr Wolfscharakteristisch sein wie z.B. die Scheuheit während andere mehr offen wären. Dann ist da noch die Frage, wie viel Generationen das Tier vom Wolf ist. F1 ist mindestens ein Wolf als Elternteil. F2 2 Generationen weg usw. Generell, desto weiter die Generationen weg sind vom reinen Wolf, so "hundlicher" wird das Tier im Aussehen und Verhalten sein. Statt Prozente und Generationen für unsere Bedürfnisse aufzuzählen, nennen wir die Wolfshunde "low content" (very little wolf content = schwach "wölfisch", 0 bis 40 %), mid content (dicht ein Halbwolf 40 - 75 %) oder high content (mehrheitlich wolf, von 75 bis 98 %)."
Dieter hatte es ja unter dem anderen String, Hilfe mein Hund hat sich verändert, so schon aus seiner Sicht geschrieben. Dieter hast du auch das buch von Nicole Wilde oder ist es deine eigene Erkenntnis?
Zu dem Buch hat Monty Sloan - amerikanischer Wolfsverhaltensspezialist - geschrieben:
Das beste Buch, das jemals über das Thema wie man mit einem Wolfshund umgeht, ihn trainiert und sozialisiert geschrieben worden ist. Praktisch und geradeaus.
Also Twister sieht es schon richtig mit dem verwässern, er bedenkt aber nicht, dass bei den TWHs die Nähe eben dichter als bei einem Pudel ist. Es gibt ja, wenn man so will, eine Skala und da sind die TWHs dichter dran als ein Pudel. Letztlich stammen sie eben alle vom Wolf ab. Nichts anderes meint sicher auch G. Bloch, wenn er so einen Pauschalaussage trifft.
Die Verwirrung mag bei Twister deshalb auftreten, weil es hier einige Verfechter gibt, die eben nur einen Rassehund haben und andere die vom Verhalten her "Ausreißer" haben. Die Meinung, die hier vertreten wird, dass diejenigen, die mehr wölfische TWHs haben, ihre hunde nicht erziehen können und es nur daran liegt, lass ich mal Außen vor. Diese Damen und Herren haben sich möglicherweise nicht genug mit dem, was dahinter steckt, beschäftigt. Ähnlich wie Dieter es geschildert hat, kann ich es auch nur sagen, meine drei anderen Hunde haben derlei Verhalten, wie Myla es zeigt, nicht gehabt. Und alle 4 wollte ich gleich erziehen. sicehrlich habe ich in den letzten 2-3 Jahren erheblich Erfahrung gesammelt, weil ich mich aktiv und theoretisch mit Hunde und Wolfsverhalten beschäftige, was ich vorher nicht getan habe, aber trotzdem muss ich mein Erziehungsverhalten gegenüber unserer TWH-Hündin ändern. Das hat Dieter ja auch so rausgearbeitet.
Bei Markus würde mich mal interessieren, was für Hunde du vor deinen TWHs hattest und wie lange? Ich meine dabei deine eigenen Hunde und nicht die von deinen Eltern, Nachbarn oder so. Ich bin schon erstaunt, wie behaarlich jemand so seinen Standpunkt vertreten kann: die TWHs, die funktionieren wurden gut erzogen und die anderen schlecht. Hast du eigentlich schon die BH oder sonst eine Prüfung mit deinem gut erzogenen Hund abgelegt?
Schöne Grüße an Alle
Christian
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