15-08-2005, 11:54
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Originally Posted by citywolf
... in der neuen Hunde-Revue (09/2005) sind als Reaktion auf den Leserbrief von Herrn Christian Berge ... drei Leserbriefe veröffentlich worden ....
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Diese Leserbriefe sind, wie nicht anders zu erwarten war, m.E. nur als "Schönfärberei" zu bewerten. Sie tragen aber auf keinen Fall dazu bei, die Rasse TWH richtig und umfassend, mit allen Möglichkeiten der Entwicklungs- und Verhaltensweisen, darzustellen.
Auch ich habe als Reaktion auf diese 3 Leserbriefe einen Beitrag geschrieben.
Leider habe ich heute von der Hunderevue die Mitteilung erhalten, dass das Thema von der Redaktion abgeschlossen wurde. Deshalb stelle ich meinen Beitrag hier als Kopie ein. Sicher sind die Meinungen kontrovers, aber man sollte trotzdem zu seiner Auffassung stehen.
Und nun viel Spass beim lesen.
Richtig ist, das der Tschechoslowakische Wolfshund (TWH) kein Anfängerhund ist! Ich gehe sogar noch weiter und sage, nur Interessenten, die sich ausgibig mit Wolfsverhalten beschäftigt haben und genügend Zeit investieren können, sind geeignet, diesen Hund zu halten. Die Anforderungen, die der TWH an Beschäftigung, Aufmerksamkeit und Zeit für die Erziehung (und ggf.
Ausbildung) erfordern, ist mit keiner anderen Hunderasse vergleichbar. (Ich bin 53 Jahre alt, von Kindesbeinen mit Hunden der verschiedensten Rassen aufgewachsen und weis, wovon ich rede!)
Herr Berge hat in seinem Leserbrief (5/2005) leider nur mögliche Probleme im Charakter und Verhalten des TWH dargestellt. Der TWH ist aber insgesamt ein klasse Hund, mit dem man klarkommt, wenn bestimmte Dinge beachtet werden. Es ist aber auch richtig und sinnvoll auf mögliche Charakter- und Verhaltensweisen eines TWH´s hinzuweisen, die nicht immer alle und schon gar nicht bei jedem TWH auftreten.
Falsch ist es aber, den TWH als den unkompliziertesten und besten Familienhund darzustellen. Solche Beschreibungen des Wesens des TWH, wie in den Leserbriefen in der Ausgabe 9/2005, führen dazu, dass immer mehr TWH´s in Tierheimen landen, weil die Besitzer den Anforderungen dieses Hundes nicht gerecht werden. Leider wird auch auf der deutschen Internetpräsenz bei www.wolfdog.org und in Publikationen durch einige Züchter und Besitzer (wie z.B. der Leserbriefschreiberin Ina Eichhorn) ein falsches Bild des TWH dargestellt. Man muss sich deshalb schon fragen, ob hier finanzielle Gründe eine dominierende Rolle spielen (Welpenverkauf)?
Es darf ebend nicht verschwiegen werden, dass noch bis Anfang der 80-iger Jahre immer wieder Wölfe und Wolf-Hundmischlinge (F1 - F4) zur Erreichung des Zuchtzieles in die verschiedenen Zuchtlinien eingekreuzt wurden. Entsprechend ist der Charakter und das Verhalten dieser Hunde. Lt. www.wolfdog.org gibt es weltweit ca. 7.051 und in Deutschland ca. 320 TWH (die Statistik bezieht sich auf die letzten 8 Jahre). Schon allein diese Zahlen belegen, wie jung die Rasse noch ist, und wie nahe dieser Hund noch seinem Ahnen, dem Wolf, ist.
Meine eigene TWH-Hündin hat z.B. noch in der 6. Generation den Wolf "Sarik", und in der 5. und 4. Generation F2- und F3- Wolf-Hundmischlinge. Trotzdem ist sie lieb, gelehrig und gehorsam. Andererseits erkennt man in vielen Verhaltensweisen deutlich ihren wolfstypischen Charakter. Eine wichtige Erkenntnis, die künftige TWH-Besitzer auf alle Fälle beachten sollten, ist, dass ein TWH nicht gern allein ist (starke Rudelbindung wie bei Wölfen). D.h., es sollte mindestens noch ein zweiter Hund zum Rudel gehören - das erleichtert Vieles.
Interessenten für den TWH können sich ausgibig über die Rasse auf www.wolfdog.org informieren. Interessant sind m.E. aber vor allem die Beiträge der Autoren aus dem Ursprungsland zu "Rasse" und "Wesen" der TWH.
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LG, Norbert mit seinen Graupelzen Onka v. Böhmerwald & Kira
"Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (Kant)
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