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Old 26-08-2005, 16:21   #126
hanninadina
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Hallo Julia,

deinen Beitrag vom 25.08.2005 auf mein letztes Statement kann ich voll unterstützen und finde ich gut.

Allerdings deine Ausführungen, die mit der Meinung von Norbert nicht konform gehen, leider nicht. Ich sehe es in der Tat so wie Norbert. Wir haben über 5 Millionen Hunde. Auch wenn ich dir natürlich zustimme, dass Hundeschulen aus dem Erdboden sprießen, so sind es im wesentlichen immer die selben Leute, die du auf Seminaren triffst. Und was für Seminare meinst du eigentlich? Wenn du dir nur einmal die wichtigsten - weil unter Beteiligung der renomiertesten deutschen Hunde/Wolfsforscher - anschaust, dann sind da so um die 100 Interessierte. Die Seminare gehen meist über 2 Tage und sind nicht ganz billig.

Norbert hat völlig recht, dass die meisten von Hundeverhalten überhaupt keine Ahnung haben, weil sie sich schlicht und ergreifend nicht damit beschäftigen. Die wenigsten Hundetrainer wissen eigentlich, warum ein Hund so und nicht anders reagiert. Sie ziehen ihr Programm durch und sind sicher gute Trainer, aber warum ein Hund so reagiert, wie reagiert wissen die wenigsten. Schau dir doch mal den Backround der selbsternannten Trainer an. Die wenigsten haben eine professionellen.

Wir haben am Wochenende in Hannover die Bundessiegerprüfung im Agility. Alles A 3 Hunde. Es sind ganze 150 Hunde gemeldet. Wie geht das mit den von dir "erträumten" Zahlen einher? Es ist immer noch so, dass es nur eine Handvoll Leute gibt, die in Hundeschulen oder Vereinen gehen oder Agility, Dogdancing, Ausstellungen o.ä. machen. Du sprichst die Ausstellungen. Wie viel kommen nach Dortmund im Frühjahr und Herbst? Ca. 6.000 Hunde. Und ist es nicht so, dass davon viele auch in Hannover, Leipzig usw. ebenfalls sind, wo dann c.a 1.800 Hunde sind? Es sind gerade bei Ausstellungen immer wieder die gleichen.

Betrachte diese Zahlen bitte immer im Lichte von über 5 Millionen Hunde! Dann machen sich auch die ca. 100.000 Schäferhundverein Mitglieder als geringe Zahl aus. Wir reden da von 2 % der gesamten Hunde. Und davon sind sehr viele passive Mitglieder, wie ich aus den 2 mir bekannten Vereinen sagen kann.

Du bist sehr engagiert mit deinen Hunden und das ist gut so, und du wirst ziemlich sicher mit Leuten verkehren, die ebenfalls engagiert sind, da denkt man dann schnell, dass viele viel mit Hunden machen. Aber wenn du dir die absoluten Zahlen ansiehst, wirst du schnell feststellen, das Norbert mit seiner Zahl von 95 % absolut richtig liegt.

Zum Thema Familienhund noch: Wann ist eine Familie eine Familie? Kann ein Single einen Familienhund haben bzw. es beurteilen, ob sein Hund ein Familienhund ist? Ich habe es schon mal geschrieben, ein Familienhund muss das Nervenkostüm haben immer und überall aktiv und vor allem auch passiv dabei zu sein, ohne auch nur den Hauch von Angst bei irgendjemanden auszulösen. Er muss im Haus/Wohnung allein bleiben können ohne etwas kaputt zu machen bzw. zu "untersuchen". Nur weil ich eine Frau und 2 Kinder habe und damit eine Familie bilde, würde ich den Teufel tun und sagen mein Briard und TWH sind Familienhunde. Sie sind es natürlich nicht, weil sie viel Dampf haben, immer und überall neugierig sind. Weil sie den, den sie nicht mögen es auch zeigen. Weil sie immer und gerne viel laufen, rennen durch den Wald streifen.

Meine Hunde sind "Zivilisation2 gewöhnt von Welpen an, aber deshalb sind sie noch lange keine Familienhunde. Mich erstaunt immer wieder, wenn ich die Hunde z.B. in einem Freizeitpark mithabe, wieviel Leute zu mir kommen und sagen, zu Hause habe ich auch einen Briard. In unserer Gemeinde gibt es 7 Stück. Aber ich habe noch keinen damit durch den Ort oder im Biergarten gesehen. Warum nicht? Weil sie eben zeigen, hier bin ich, wer will was? Also gehen die meisten den Weg des geringsten Widerstandes und lassen die Hunde zu Hause. Auch in Hannover City, komme ich mir manchmal vor wie einer vom anderen Stern, wenn ich mit den beiden Hunden durch die Stadt oder Kaufhäuser gehe.

Wenn es denn soviele Familienhunde gibt, warum nehmen die Menschen sie nicht überall mit hin? Mal auf die Hundewiese oder in den Hundeverein, deshalb mache ich doch nicht wirklich aus meinem Hund ein Familienhund.

Und in der Tat, die Menschen wollen den absolut angepassten Hund, der seinem Hundegegenüber nicht das Stöckchen streitig macht, ihn gar dominiert oder mal eben auf den Rücken legt! Solches Hundeverhalten gilt dann gleich als aggressiv. Es nützt auch nichts, wenn Günther Bloch oder Michael Grewe - ich hoffe, ich habe den Namen richtig geschrieben - immer und immer wieder betonen, Hunde müssen sich auch mal die Meinung sagen können. Vor 1 oder 2 Jahren hat Herr Grewe mal ein super INterview im Focus gehabt. Aber es nützt nichts, weil der übliche Hundehalter soetwas nicht zur Kenntnis nimmt, selbst wenn es liest.

Das ist für meinen Geschmack die bittere Realität. Und die meisten hier im Forum sind absolute Hundefreaks, mich eingeschlossen, die nicht nur einen sondern mindestens 2 Hunde haben. Wir sind aber nicht der Maßstab! Und da können hier einige noch so oft betonen, wie toll sich die Hunde z.B. in Dortmund auf dem Stand präsentiert haben. Ich habe kein Problem (m)einem Hund mal Streß auszusetzen. In Dortmund ist es in der Regel so voll, dass da jeder Hund froh ist, wenn er auf seinem Stand ist. Da macht keiner was!!! Es ist eine Reizüberflutung. Wenn ich mir meine Hunde im Biergarten oder beim Maschseefest anschaue, dann sind sie um so ruhiger, um so mehr Menschen um sie rum sind und um so lauter es ist. Haben Sie Platz, dann können die Felder nicht groß genug sein und es wird hin und her gesprintet und ein Nichthundefan kann Angst und Bange werden vor so viel Lebensfreude. Sie würden dann sagen, sind die aber wild. Treffen Sie sie unter Menschen im Biergarten oder in einer Kneipe heißt es dann, sind die aber lieb.

Heiko, ich hoffe, du findest ein bißchen was als Antwort zu Julias Fragen.

Grüße

Christian
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