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Old 11-11-2003, 11:22   #3
michaelundinaeichhorn
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Hallo Steffen,
ich nehme an Du beziehst Dich auf den neuesten Artikel "Welpensterblichkeit in Deutschland" ich weiß von einem Zwinger in der Slowakei, der auch eine sehr hohe Sterblichkeit hatte, er züchtet aber nach Kontrollen durch den Slowakischen Club im Moment nicht mehr, da waren es alle möglichen Bakterien und extrem schlechte Haltungsbedingungen. Es mag sein, daß es noch mehr Fälle gibt, man hört natürlich nicht davon. Die Slowakischen Welpenstatistiken sind in Arbeit und werden dann hier zum Vergleich veröffentlicht, außerdem auch ein Artikel über Ursachen von Welpensterblichkeit, bis dahin hier eine Kurzfassung:
Für Totgeburten, Aborte und Welpensterben gibt es eine Reihe von Ursachen. Streptokokken, Salmonellen, Escherichia Coli, Bordetellen, Klebsiellen und Brucella c. sind Bakterien, die dies versursachen können, wobei Brucellose, da auch für Menschen ansteckend, stark bekämpft wird und wir alle wahrscheinlich niemals einen Fall sehen werden (zumindest in Deutschland). Diese Erreger lassen sich da sie Bakterien sind direkt nachweisen und auch behandeln. Toxoplasmose kann Probleme machen, das sind Einzeller (Protozoen)ist aber normalerweise eher eine Rarität. Dann gibt es noch ein paar Viren: Coronaviren, Rotaviren: können bei sehr jungen Welpen durch die starke Darmentzündung zu vereinzelten Todesfällen führen und sich in Zuchtzwingern verbreiten. Adenovirus I u. II, Parvovirus, Staupevirus und Herpesvirus können bei trächtigen Hündinnen Aborte auslösen und sind natürlich auch für Welpen und z.T. auch erwachsene Hunde gefährlich. Erfolgt die Infektion im ersten Drittel der Trächtigkeit gibt es einen Abort nach wenigen Tagen bis zu einer Woche, bei einer Infektion im letzten Drittel werden lebende Welpen geboren, sterben aber in der ersten Lebenswoche, dabei kann die Hündin selbst erkranken, muß aber nicht.
Zum Caninen Herpesvirus hat die Uni Gießen eine Studie durchgeführt, es zeichnet sich ab, daß er sehr viel mehr Probleme macht als bisher vermutet, in Deutschland scheinen bis zu über 20% der Zwinger betroffen zu sein und er wird über Tröpfcheninfektionen (auch über z.B. Kleider) übertragen, d.h. auf Ausstellungen und beim Decken kann er sehr leicht übertragen werden. Bei erwachsenen Hunden macht er nur einen leichten Schnupfen, der von selber wieder verschwindet und bei Hündinnen evtl. Blasen in Vulva und Scheidenbereich, bei einer Infektion einer trächtigen Hündin löst er Aborte aus und Welpen in den ersten drei Wochen sterben zu einem sehr großen Teil. Währen man früher angenommen hat, daß die Hündin danach genügend Antikörper hat um die Welpen während der Trächtigkeit und in den ersten Wochen zu schützen weiß man heute, daß dies leider so nicht stimmt und daß betroffene Zwinger eine Welpensterblichkeit von bis zu 80 % aufweisen können. Es ist dieses Jahr ein Impfstoff für Zuchthündinnen auf den Markt gekommen, der dies verhindern soll.
Generell ist das Problem bei einem Teil der Virusinfektionen, daß auch wieder gesunde oder klinisch nicht erkrankte Hunde Viren ausscheiden und andere anstecken können. Speziell mit dem Herpesvirus infizierte Hunde können lebenslang Träger bleiben und sind dann auch immer wieder mal ansteckend. Bei einer Imunsuppression, z.B. durch Streß, vermehrt sich der Virus wieder und kann auch wieder neue Aborte bei der gleichen Hündin auslösen.
Bei Verdacht auf eine Infektionsursache sollten tote Welpen so schnell wie möglich zur Untersuchung eingeschickt werden,damit man eine genaue Diagnose stellen und einen Behandlungsplan entwickeln kann. Bei erwachsenen Hunden mit einem Herpesverdacht kann man Blutproben auf Antikörper untersuchen, diese Untersuchung kann allerdings in Ruhe- oder frühen Phasen auch mal negativ ausfallen. Dies ist auch sinnvoll, wenn die Hündin die toten Welpen gefressen hat und man diese daher nicht mehr untersuchen lassen kann, außerdem kann man bakterielle Erreger auch in Scheidenabstrichen nachweisen und sollte dann nach Antibiogramm behandeln und noch ein bis zweimal nachkontrollieren. Natürlich muß auch der Rüdenbesitzer informiert werden, damit die Infektion nicht in andere Zwinger weitergetragen wird. Ein guter Rüde deckt ja im Jahr mehrere Hündinnen aus verschiedenen Zwingern. Bei stark frequentierten Rüden kann man auch nach dem Decken für einige Tage ein Antibiotikum geben um eine Gebärmutterinfektion der Hündin zu verhindern, dazu muß man aber auf jeden Fall einen Tierarzt konsultieren.

Viele Grüße Ina
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