View Single Post
Old 12-04-2012, 09:58   #1
hanninadina
Senior Member
 
hanninadina's Avatar
 
Join Date: Nov 2003
Posts: 2,466
Send a message via Skype™ to hanninadina
Default Sind TWH Hybriden? Nein....

... natürlich nicht. Aber nicht weil sie eine FCI anerkannte Hunderasse sind, die zwischen der 6. - 10. Generation nach dem Wolf ist in der Regel, sondern weil es nach dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand keine Hybriden aus Wolf und Hund gibt.

2011 wurde nochmal in einem genetischen Aufsatz klar gelegt, dass der Unterschied von Wolf zu Hund nach der Nuklear DNS, die genauer ist als die mtDNS, weil sie sowohl Vater als auch Mutter untersucht und nicht nur die Mutter, wie bei der mtDNS, nur 0,04 %% beträgt. http://www.plosbiology.org/article/i...l.pbio.1000310

Der Begriff des Hybriden resuliert aus der Zeit, wo die Genetischen Untersuchungen von Wolf und Hund noch nicht so weit war. Dementsprechend definiert auch das Compact Oxford English Dictionary einen "Hybriden" als den Nachwuchs von zwei Pflanzen oder Tieren von unterschiedlicher Art oder Sorte". Darum ist technisch gesehen ein Tier, das sowohl Wolf als auch Hund in seinen Ahnen hat kein Hybride oder Cross von zwei unterschiedlichen Arten, sondern einfach nur eine Mischung aus Individuen, die das Extreme in einer Art darstellen. Darum ist die korrekte Bezeichnung "Wolfshund". So auch J. Addams und A. Miller (Biologin und Wildtierwissenschaftler) in Between Dog and Wolf aus 2012. Die genetische Wissenschaft klärt auf und verändert die bisherige Biologie in rasanten Schritten.

Wolfshunde sind letztlich nur Wolfsmischlinge aus Wolf und Hund und damit Mischlinge wie Labrador und Dobbermann, wenn man sie verpaart. Hier natürlich keine Mischlinge mehr, weil anerkannte Hunderasse.

Leider ist es so, wie Andre Fuchs sagt, die klassischen Tierärzte aber auch die Biologen, insbesondere auch unsere Deutschen Wolfsbiologen, die also, die es "sogar" studiert haben, behaupten gerne, dass TWHs Wolfshundhybriden seien.

Dazu kann ich ein Beispiel mitteilen. Der ein oder andere kann sich sicher noch daran erinnern, dass wir Galwan im Oktober 2011 wieder zurück geholt haben. In der Folge wurde die Hundetrainer Tierärztin Dr. med. vet, Verhaltenstrainerin Sandra Bruns, eine der anerkanntesten Hundetrainerin Deutschlands mit einer Lobby im Hintergrund bestehend aus ihren Eltern, die wohl auch an der Tierärztlichen Hochschule Hannover lehren, bei der Tierärztekammer angezeigt, dass sie Galwan eine besondere Gefährlichkeit attestiert hatte, ohne ihn gesehen zu haben. In der Folge hat sie eine Stellungnahme abgegeben, in der sie ausführte:

"Insbesondere der Verkauf von Wildtier-Hybriden wie dem Tschechoslowakischen Wolfshund sollte mit größter Sorgfalt, ..."

Die Wolfsbiologin Gesa Kluth hat es mir gegenüber bereits 2007 und 2010 wiederholend ausgeführt, dass TWH Wolfsmischlinge bzw. Wolfshybriden seien.

Festzuhalten ist, dass nur weil ein Hund den "Stempel" Rassehund bekommen hat, er deshalb nicht auf einmal keine Wolfsgene mehr hat. Denn auch das habe ich zum wiederholten Male ausgeführt, seit 2010 wissen wir, dass auch Alaskan Malamute, Siberian Husky, Basenji, Saluki und ein paar andere auch Wolfsgene haben.

Allein die Verhaltensselektion macht aus dem einen Wolfshund bereits ab der 2. Generation einen Hund. Findet die nicht statt, weil jemand unbedingt mit seinem Tier züchten muss, dann wird sich das "wölfische" auch bis über die 4. Generation nach dem Wolf forttragen. Das liegt doch eigentlich auf der Hand. Deshalb verstehe ich nicht, warum hier immer ein paar Leute meinen, einen Unterschied machen zu wollen?!

Heiko, das Mutara Projekt aus 2000 + ist nicht die letzte inoffizielle Wolfseinkreuzung. Die liegt gerade mal 3 Jahre zurück und findet sich z.B. in Dik Passo del Lupo Wolfsirus wieder - und ein paar anderen Hunden, die auch mittlerweile in der Zucht sind. In Deutschland - nicht weit von mir - steht auch so ein Tier, welches ich auch schon gesehen und mit ihm in einem Hundeverein trainiert habe!

Wenn hier einige meinen, der TWH wäre nicht unterschiedlich zu anderen Hunden, dann frage ich mich, warum es denn überhaupt unterschiedliche Hunderassen gibt? Etwa nur wegen dem Aussehen?

Genetik ist ein sehr schwieriges Feld, das selbst studierte Veterinäre und Biologen kaum kennen bzw. verstehen. Es dürfte doch wohl einleuchtend sein, wenn bei der Gründung der TWH 1958 eine harte Selektion durchgeführt wurde - mit der 8. Woche ein Verhaltenstest, der bei nichtgefallen zum Tode des Welpen führte, was dann bei der Mehrzahl auch passierte - nicht nur die scheuen F 1 Tier wegrationalisiert wurden, um offene Tiere zu bekommen, dies sich im TWH wiederspiegelt, sonder natürlich vor allem die 50 eingekreuzten Leistungs- bzw. Arbeitsschäferhunde. Einige scheinen zu vergessen, dass es nur 4 Wölfe waren, die eingekreuzt worden sind - einer 2x -, aber 50(!) Schäferhunde. Durch die Inzucht, die naturgemäß gerade bei den ersten Generationen nach dem Wolf stattfindet, wurde das Wesen des TWH gefestigt bzw. die Gene fixiert.

Auch wenn der TWH laut Standard nicht aggressiv sein soll, so war er als Grenzhund "entwickelt" worden. Wer sich z.b. mit den Arbeitshunden der Bundeswehr auseinander setzt, wird schnell feststellen, dass diese eine ganz andere Qualität haben, als der übliche IPO III Schäferhund aus dem Schäferhundverein. All dies ist genetisch auf relativ breiter Basis fixiert worden.

Vielleicht sollte nochmal erwähnt werden, dass der größte Züchter in Deutschland in der Anfangszeit Ende der 90er zunächst versuchen wollte, genau damit Werbung für die TWH zu machen, dass es sehr heftige Grenzhunde seien, die nur für wenige geeignet sind. Leider hatte daraufhin kaum jemand Interesse. Und da dieser Züchter auch von dem Geld u.a. lebt, dass er mit der Zucht verdient, wurde die Strategie geändert - und es wurde ein sehr anspruchsvoller Familienhund draus gemacht. Natürlich haben die Züchter im allgemeinen mehr Aufwand in die Aufzucht der Welpen gesteckt - und sie nicht mehr isoliert draußen mit Hund aufgezogen - und ab 2006 wurden die TWH in Deutschland besser. Das ändert aber nichts an der Basis.

Jeder TWH Halter würde sich selbst einen Gefallen tun, wenn er verstehen würde, dass Wolfshund = Wolfshund ist. Der eine eben ein "low" content mit weniger "Wolfsprozenten" und weiter weg vom Wolf als andere Tiere. Aber in der Argumentation gegenüber Wolfshundkritikern eben absolut identisch. Wobei man bei einem Rassehund erwarten kann, dass dort eben auch weitere Selektioniert wird auf Verhalten und nicht nur Aussehen.

Und der TWH ist doch letztlich der lebende Beweis, wie schnell man aus einem Wolf einen Hund machen kann - und es nicht 15.000 Jahre dauert wie gerne eingewandt wird gegenüber Wolfshunden, sondern eben 20 Jahre pp. Oder einfach mal Rep, den F 2, TWH in der Datenbank anschauen, wie er als F 2 ganz normal im Straßenleben teilgenommen hat. F 2 bedeutet, gerade mal 3-4 Jahre nach dem Wolf.

Im Ergebnis können wir ja gerade in den Diskussionen immer wieder sehen, wie unterschiedlich die Erfahrungen mit den TWH sind. Das ist nicht zu letzt der Uneinheitlichkeit der Wolfshunde geschuldet, weil sie noch nicht so durchgezüchtet sind nach 6 Generationen nach dem Wolf. Dazu bedarf es schon einer deutlichen längeren Zeit. Und deshalb haben wir TWH, die kläffen können wie Schäferhunde und dementsprechend zappelig sind, aber wir haben auch ruhige Tiere, die kaum Bellen können und lieber nach hinten als nach vorne gehen, wobei die weniger sind - was auf der Hand liegt.

Christian
hanninadina jest offline   Reply With Quote