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Old 18-02-2006, 15:16   #13
michaelundinaeichhorn
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Originally Posted by Steffen
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Originally Posted by michaelundinaeichhorn
Michael ist gerade mit 10 TWH auf einem Fotoschooting. 4 davon sind Rüden, eine der Hündinnen ist gerade am läufig werden, eine war gerade läufig. Alle laufen frei zusammen, auch die Rüden. Kein Streit kein Heulen, kein Abhauen.
Ina, hier machst jetzt Du aber den Fehler, den Du anderen vorwirfst, dass Du das Verhalten Eurer 5 TWHs selbst auf die ganze Rasse übertragen möchtest.

Jeder der Michael und Eure TWHs kennt, weiß dass sie durch seine Spezialerziehung als Hundetrainer mit einer härteren Gangart geformt wurden, die Du aber den meisten "normalen" TWH-Besitzern nicht abverlangen kannst.

Deshalb wäre es auch fatal zu sagen, was bei Euch funktioniert ist Standard und muss auch bei allen anderen funktionieren, ansonsten seien sie unfähig.
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Originally Posted by Nirak
Danke Steffen für diesen Komentar.

Die Antwort wäre aber besser gewesen von Ina.

Da denke ich meinen Teil dazu.

Peter-Heinz
Ich schließe aber nicht von unseren 5 TWH, die im übrigen nur nach den ganz normalen Grundregeln erzogen wurden, auf die ganze Rasse sondern von allen TWH die ich kenne und das sind ein paar hundert. Du schließt aber ganz genauso von Deinen eigenen Hunden und Deinen Problemen auf die ganze Rasse. Auch bei den 10 TWH sind drei dabei die von Leuten gehalten wurden die noch nie zuvor einen Hund hatten. Sie haben keine anderen Probleme mit ihren Hunden gehabt als jeder andere durchschnittliche Hundehalter auch, gleiches gilt für einen anderen Hund bei absoluten Hundeanfängern, der erst letztens bei uns zu Besuch war. Die Aussage der letzteren war daß sie wahrscheinlich deshalb so gut zurechtgekommen sind weil sie sich eben nicht nach den Negativbeispielen hier gerichtet haben sondern den Hund einfach als Hund genommen und erzogen haben.

Unsere Erfahrung als Hundetrainer zeigt uns aber Tag für Tag, daß die hier als so speziell beschriebenen Probleme nicht speziell sind sondern bei fast jeder Rasse auftreten wenn die gleichen Halterfehler gemacht werden.
Im Übrigen hat der durchschnittliche Hundehalter ja nicht 5 TWH, die sicherlich schwieriger zu kontrollieren sind als 5 Irische Wolfshunde z.B. sondern ein bis zwei Hunde.

Unsere Erfahrungen als Hundetrainer, und nicht nur unsere nebenbei gesagt, zeigt aber auch, daß es um so mehr Probleme mit einem Hund egal welcher Rasse gibt, desto mehr die Halter als etwas ganz spezielles ansehen und ihr Leben nach ihm ausrichten. Und ich meine damit nicht, daß der eigene Hund natürlich etwas ganz besonderes ist und man den Bedürfnissen des Hundes gerecht wird, ihn mit in Urlaub nimmt und ähnliche Selbstverständlichkeiten. Ein Hund muß sich im Familienrudel eingliedern, d.h. er muß sich wie in einem normalen Hunderudel auch nach den Gegebenheiten des Halters richten und nicht umgekehrt. Richte ich mich permanent und in jeder Hinsicht nach dem was dem Hund gerade am besten ins Konzept paßt oder lasse ihn in zu weitem Rahmen machen was er gerne möchte signalisiere ich ihm nichts anderes, als daß ich ein schwacher Rudelführer bin, mit den entsprechenden Folgen.
Und dazu gehört auch, daß ich den Hund permanent überall mit hinschleppe weil Alleinebleiben ja völlig unzumutbar ist, daß ich nicht Auto fahre weil das Streß bedeuten könnte, daß ich kritischen Situationen aus dem Weg gehe anstatt mich durchzusetzen und auch daß ich meinen Hunden erlaube territorial zu verteidigen wenn sie nicht auf ihrem Territorium sind und das auf Grund von Menschenansammlungen für andere unangenehm bis risikobehaftet ist. Ein bißchen Streß und Frustration ist auch für Hunde zumutbar und sehr gesund für die Persönlichkeitsentwicklung.

Wir pflegen zukünftige Besitzer neben den guten Haltungsbedingungen für den Hund vor allem nach dem Willen und der Fähigkeit auszusuchen diese Grundsätze durchzusetzen und das Ergebnis gibt uns absolut recht, auch was die Ersthundebesitzer angeht.

Tatra war übrigens mein zweiter eigener Hund, der bei mir aufgewachsen ist bevor ich als Hundetrainer gearbeitet habe. Sie war dabei nur sehr wenig unter dem Einfluß von Michael. Sie mußte sich von Anfang an die Praxissprechstunden halten (d.h. in dieser Zeit mit einem anderen Hund oder ganz alleine bleiben), viel im Auto fahren, sich später bei den Hundestunden benehmen, durfte keine Leute anspringen und keine anderen Hunde angreifen. Natürlich konte sie das nicht mit 6 Wochen sofort perfekt aber sie hat sich problemlos angepaßt und nur im ersten Jahr ab und zu die Nachbarn besucht (der Zaun war 1,2m hoch) und nur ein einziges Handy zerkaut sonst gar nichts. Sie hat Essen gestohlen aber das haben alle meine Hunde gemacht als sie jung waren, sie hat versucht ob man andere Hunde anpöbeln darf wie alle Hunde die ich kenne im entsprechenden Alter (nein, man darf nicht!), sie hätte gerne die Kaninchen in der Praxis gefressen (nein, darf man auch nicht!) und sie hatte auch die gleichen pubertären Hörstürze was das Gehorchen angeht wie alle anderen Hunde auch.

Es gibt Rassen bei denen das Durchsetzen dieser Grundregeln bedeutend leichter ist als bei Wolfshunden und es gibt auch Rassen bei denen es deutlich schwieriger ist als bei Wolfshunden. Jede Rasse hat ihre Besonderheiten, schließlich wurde sie ja für einen bestimmten Zweck gezüchtet und nicht jede Rasse paßt zu jedem Menschen. Für mich besteht eine gute Aufklärung eines künftigen Besitzers darin zu sagen: Du mußt mit dem Welpen das Alleinebleiben früh und konsequent üben sonst hast Du später einen Hund der alles zusammenschreit und überall ausbricht inklusive dem Ausbau ganzer Fenster wenn nötig. Es kann sinnvoll sein einen Zwinger zu haben um den Hund dort mal für ein bis zwei Stunden lassen zu können wenn man ihn nicht mitnehmen kann. Man muß den Hund extrem sorgfältig sozialisieren, d.h. ihn in die Stadt in Menschenmengen usw mitnehmen. Er wird in der Pubertät evtl. eine Phase haben in der er plötzlich ängstlich ist (wie andere Hunde übrigens auch), dann muß man konsequent die Situationen üben und den Hund auf keinen Fall ausweichen lassen. Man muß ihn sehr konsequent erziehen, er testet die Rangordnung schon als Welpe an man muß sich dann durchsetzen. Man muß darauf achten, daß er in der Pubertät andere Hunde nicht zu sehr dominiert, es sollte ihm absolut klar sein, daß damit Schluß ist wenn der Besitzer es sagt. Trotzdem muß er die Möglichkeit haben diese Erfahrungen in diesem Alter auszuprobieren. Er ist extrem neugierig und erfinderisch und hat ein sehr gutes Prolemlösungsverhalten. Er kann wahrscheinlich Türen, Fenster und Schubladen öffnen wenn er erst wenige Monate alt ist. Er kann problemlos über 2,5 m hohe Zäune springen. Aber auch man kann das ganze mit entsprechender Erziehung auch absolut in den Griff bekommen.
Außerdem erzählen wir natürlich was passiert wenn man sich nicht an diese Regeln hält. Es gibt ja genügend Beispiele.

Was aber das Spezielle dieser Probleme angeht:
Nicht-Alleinebleiben mit Zerstören und Randalieren ist ein sehr weit verbreitetes Problem das Regelmäßig eingenes Thema auf Verhaltenstherpieseminaren ist. Es tritt auf bei Retrievern, Border Collies, Schäferhunden, Terriern, Pudeln,...............Die Ursache ist in der Regel Langeweile oder eine zu enge Menschenbindung.

Die Sozialisation und pubertäre Ängstlichkeit trifft auf die meisten Rassen zu, Irische Wolfshunde z.B.sind als Junghunde extrem sensibel und schüchtern und werden ängstlich wenn man dem nicht gegensteuert. Weiße Schäferhunde sind häufig ziemlich instabil. Hovavarts weisen viele Angstbeißer auf,...........

Rangordnung austesten: Rottweiler, Terrier, Zwergpinscher, Zwergspitze, Teckel (vor allem Rauhhaar). Terrier und Teckel sehr viel extremer als Wolfshunde. Terrier sind dabei z.T. fast nicht kurierbar, die meisten Menschen die ich kenne die vom eigenen Hund massiv verletzt wurden wurden von ihrem Rauhhaarteckel gebissen.

Überspringen hoher Zäune: Galgos, auch im Beisein ihrer Besitzer, diverse Mischlinge, der Pudel-Schnauzer-Mischling meines Großvaters konnte auch 2,5m mit Überhang überwinden und ist auf Leitern geklettert weil er gesehen hat wie die Katze draufklettert.

Aggressivität gegen andere Hunde: ganz extrem die kleine Terrierrassen, aber auch die großen, Deutsche Schäferhunde (über 90% der massiv zusammengebissenen Hunde in Tierarztpraxen ist von DSH zusammengebissen worden), Rottweiler, Collies (Border Collies sind teilweise wirklich leicht asozial da zu sehr auf Menschen fixiert), Rhodesian Ridgebacks, Weimaraner.

Natürlich sind auch hier Verallgemeinerungen sehr mit Vorsicht zu genießen. Und bei den meisten Problemen ist es eine Folge von Erziehungs- oder Haltungsfehlern. Die Aggressivitätsprobleme sind z.T. mitverursacht durch Zuchtselektion auf erwünschte Formen bei der Jagd, die Ängstlichkeit durch schlechte Zuchtselektion. Auch hier wurden die Halter z.T. nicht richtig aufgeklärt oder haben sich die falsche Hunderasse ausgesucht.
Ich kann allerdings sagen, daß bei allen Wolfshunden mit Problemen die mir jetzt so spontan einfallen ein für Außenstehende meist klar erkennbares Halterproblem die Ursache ist. Speziell bei einem Territorialaggressionsproblem mit zwei Hunden das sich z.T. sogar gegen kleine Kinder richtete wurde beschönigt, entschuldig, nicht eingegriffen und zwei Leute die das einzig nicht vestärkende Verhalten gezeigt haben, nämlich Stehenzubleiben anstatt wegzugehen wurden vom Besitzer eben dafür kritisiert. Das Verhalten der Hunde wurde offensichtlich als korrekt empfunden und war kein Anlaß erzieherisch einzuwirken oder wenigstens die Hunde dahin zu bringen wo sie niemanden belästigt hätten ,um das Wort gefährdet hier zu vermeiden.


Allerdings hat das ganze überhaupt nichts mehr mit dem eigentlichen Thema zu tun. Wahrscheinlich wäre es besser einen eigenen Strang zu eröffnen. Aber noch zum ursprünglichen Thema: Ausbrechen aus dem ersten Stock mit Sprung aus dem Fenster wegen läufiger Hündin: Ein Deutscher Schäferhund. Das komplette Zerlegen einer Tür wegen einer Hündin mit anschließendem Deckunfall ein Deutscher Schäferhund. Die läufige Hündin war ein Chow Chow, die beiden haben die DSH-Chow Zucht von Konrad Lorenz begründet. Bei beiden war mit Sicherheit kein Wolf eingekreuzt.

Ina


P.S. Das gleiche Fotoshooting wird übrigens gerade mit Huskies durchgeführt. Die kann man leider nicht frei zusammen laufen lassen.
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