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Join Date: Nov 2004
Location: Da, wo auch der Wolf zu Hause ist
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Hi Petra,
so gefällt mir das Forum! Sachlicher Austausch von Standpunkten Im Grunde hast Du mit vielem Recht, zu manchem habe ich aber tatsächlich eine andere Meinung, und das ist auch gut so, sonst wäre es ja langweilig.
Das resultiert aber sicher daraus, dass wir von unterschiedlichen Ausgangssituationen ausgehen. Viele Forderungen und Ansprüche an den "modernen" Hund und Begleiter, die Du darstellst und forderst, sind mir bekannt und m.E. genau die, die heute typischerweise von Stadtmenschen, aktiven Hundesportlern, überhaupt den zivilisierten Zeitgenossen gestellt werden. Einerseits wollen sie ein Stück Natur und heile Welt in Form eines Hundes, andererseits soll der sich aber wie der besterzogene und rücksichtsvollste Mensch betragen, möglichst nur artig und leib sein, und in der Stuben-, Sofaecke liegen.
Und dazu habe ich wirklich eine völlig andere Auffassung, weil ich u.a. sehe, wieviele Hunderassen durch solche (und noch weitere Forderungen - z.B. nach Schönheit) durch übertriebene züchterische Bemühungen "kaputt" gezüchtet wurden.
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Originally Posted by littlepeet
Warum sollte ich denn meinen Hund grundsätzlich überhaupt in einer solchen Situation belassen? Wenn meinem Hund - aus welchem Grund auch immer - ständig auf den Pfoten herumgetramelt, würde ich mir überlegen, ob ich ihn wohl am falschen Ort platziert habe,... Und wenn ich meinen Hund an eine Veranstaltung mitnehme , wo sowas schon mal vorkommt, dann sollte ich ihn dort verwaren, wo soetwas nicht passieren kann, ...
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Da hast Du Recht, und deshalb schleppe ich meine "Rabauken" auch nicht überall mit hin, schon gar nicht wo solche Volksfeste und Massenaufläufe sind. Und hier auf dem Lande ist sowieso genügend Platz zum Ausweichen. Aber Spass bei Seite, wie oft habe ich schon in den Städten beobachten können, dass genau und provokatorisch dahingegangen wird, gedrängelt wird, usw., wo Menschen mit ihrem vierbeinigen Liebling entgegenkamen, standen ... nur um zu provozieren und Hund und Halter zu beschimpfen. Und da helfen selten klärende Gespräche.
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Ich weiss nicht, wo du wohnst, dass du täglich beobachtest, dass Hunde absichtlich geärgert werden... Aber vielleicht solltest du dann mal mit den ensprechenden Personen reden???
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Zum Ersten: Wohnen tu ich seit vielen Jahren (wieder) in einem kleinen Dorf, das nun Ortsteil der Stadt Rheinsberg ist. (Aufgewachsen bin ich allerdings in einem anderen Dörfchen und habe auch zwischenzeitlich auch mehrere Jahre in Berlin und Neuruppin gelebt).
Zum Zweiten: geärgert, und nicht nur hier und heutzutage, wurden die Hunde schon zu allen Zeiten, das hat mir selbst mein längst verstorbener 85 jähriger Vater aus seiner Kindheit mit einem lächeln berichtet! (Es macht doch Spass, solange am Zaun, Tor usw. mit einem Stock zu klappern und zu klopfen, bis die Vierbeiner vor Wut kochen. ). Und glaube mir, früher wie heute, hatten Gespräche mit den Kindern und Eltern solange Erfolg, solange der Betroffene in Sichtweite war, und dann ... .
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Ich persönlich beobachte das selten - ... Dennoch verlange ich von meinem Hund, dass er nicht gleich schnappt, wenn er mal geärgert wird.
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Richtig, beißen soll er ja auch nicht gleich, geht ja auch meist am Zaun gar nicht. Aber knurren und bellen darf er doch, oder?
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Aber genauso hat der Hund die gleiche "Pflicht" sich dann entsprechend anständig zu benehmen - und nicht alles um sich herum anzupöbeln.
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Das halte ich für eine sehr vermenschlichte Sicht auf den Hund. Als erstes hat sich der Mensch als wesentlich intelligenteres Wesen "Pflichtbewußt" zu verhalten, nicht der Hund.
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Ich bin nicht der Meinung, dass andere Menschen grundsätzlich vor Hunden Angst haben sollten müssten!
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Angst nicht, aber ein wenig Respekt, Vorsicht und gesunder Menschenverstand kann nicht schaden.
Ich kann auch nicht unbedacht auf einen Ponnyhof an die Pferde herangehen, und mich dann beschweren, dass sie ausgeschlagen haben. Es sind Tiere, und das sollen sie auch bleiben. Wir Menschen müssen langsam anfangen eine andere Sichtweise auf unsere Mitgeschöpfe zu haben.
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Misstrauen (oder besser gesagt "Zurückhaltung" - wie die korrekte Übersetzung eigentlich lautend müsste) heisst einfach, dass ich erst einmal etwas mit "Vorsicht" geniesse, was auch heissen kann, mal einen Schritt zurück zu gehen - und ich dann entsprechend meiner Einschätzung handle. Es heisst nicht, dass ich gleich davon renne.
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Im offiziellen deutschen (und tschechischen) FCI-Dokument heißt es nun einmal "Mißtrauisch" und nicht "Zurückhaltung", da beißt die Maus keinen Faden ab. Beschrieben hast Du ja das mißtrauische, vorsichtige Verhalten, nämlich, dass der Hund nicht gleich blindlings bei, aus seiner Sicht, vermeintlicher Gefahr angreift, bzw. bei Neuem unbekanntem ersteinmal vorsichtig ist.
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Glaubst du wirklich und im Ernst, dass sich ein "abgebrühter" Einbrecher von einem Hund abschrecken lässt???
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Die Wirkung eines knurrenden, bellenden und zu dem großen Hundes solltest Du nicht unterschätzen. Selbst abgebrühte Einbrecher / Verbrecher sind nur Menschen mit Ängsten (um ihr eigenes Leben ).
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Persönliches Erlebnis: Einbrecher im Haus in der Nacht, obwohl wir zu Hause (am schlafen) waren - und trotz Hund(!).
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Schöne Schlafmütze . Ja, solche Begebenheiten kenne ich auch aus meinem Bekanntenkreis, allerdings waren das 2 Huskys. Und die taugen nun einmal nicht als Wachhund.
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...das machen die meisten Hunde unabhängig von der Rasse aus natürlichem Instinkt heraus (Revierverteidigung).
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Ist es nicht so, dass die meisten Hunde einfach nur ein riesen "Geschrei" veranstalten? Aus welchem Grund sollten Hunde grundsätzlich (aus natürlichem Instinkt) heraus jeden Menschen als Gefahr betrachten und angreifen?
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Weil das schon ihre Ahnen, die Wölfe, taten und noch heute tun. Alles Fremde wird aus dem Revier vertrieben, kann sogar tödlich enden.
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Bei mir sind Freunde, Bekannte und Besucher immer willkommen. Und die Leute, die vorbeikommen, haben meist keine hellseherischen Fähigkeiten - ....
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Das sind sie auch bei mir, aber deshalb müssen sie nicht ungefragt aufs Grundstück. Es gibt bei uns eine Klingel am Gartentor (und ein Warnschild). Alles andere ist dem oben beschriebenen gesunden Menschenverstand überlassen. Allerdings werden von Onka Bekannte und Verwandte, die sie kennt freudig, begrüßt. Bei Fremden brummt und grummelt sie in gebührenden Abstand. Viel "giftiger" ist der halb so große Timmy, bei dem schlägt immer wieder der Spitz durch. Aber nun rate mal, vor wem die meisten mehr Respekt haben, selbst wenn ich dabei bin?
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Früher hatten die meisten Leute Hunde für den Gebrauch - ...
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Ich glaube, dass haben sie auch heute noch.
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Heute halten sich die die meisten Menschen Hunde aus reinem Vergnügen.
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Davon bin ich so nicht überzeugt. Das mag vielleicht in der Stadt so sein, vielleicht auch bei bestimmten Rassen, aber nicht generell.
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Heute haben die meisten Hunde eine ganz andere Aufgabe, als Haus und Hof zu bewachen - nämlich ein angepasster, unauffälliger und freundlicher Familien- oder eben "Alltags"Hund zu sein.
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Das kommt darauf an, wer, wofür und wo den Hund hält.
In unserem "Nest" bin ich der Einzige, der seine Hunde 1. zum Vergnügen, 2. zur sportlichen Betätigung und erst 3. zur Bewachung von Haus und Hof hält.
Und ohne eingebildet zu sein, bin ich auch der Einzige, der sich intensiv mit seinen Hunden beschäftigt. Ausnahmslos werden die Hunde hier gehalten, um auf Haus und Hof zu achten. Sicher, nicht um jeden gleich zu beißen, aber Radau reicht meistens schon.
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Du bist doch einer der grossen Wolfskenner - warum ist denn der Rudelführer Rudelführer und was ist denn seine Aufgabe???
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Wie der Name es sagt, das Rudel anzuführen. Insbesondere bei der Futtersuche und bei der Jagd bestimmen die Alphatiere, wie es lang geht, jeder Wolf hat seine zugewiesene Aufgabe im Rudel.
D.h. aber nicht, dass das sogenannte Alphapärchen das Rudel bei allen Gefahren allein verteidigen muss. Ganz im Gegenteil, bei Auseinandersetzungen greift das gesamte Rudel sofort mit ein. Dieses "Spielchen" läuft selbst bei Rangkämpfen während der Ranz so ab - konnte ich gestern erst wieder beobachten. Zeigt ein Tier die kleinste Schwäche, stürzen sich alle drauf. Eine besondere Rolle kommt in diesen Situationen den sogenannten Betawölfen zu. .... aber nun schweife ich langsam ab .
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Und dann nochmals die gleiche Frage auch an dich: Wenn dich jemand ärgert oder stichelt oder dir mal auf die Füsse tritt - holst du dann auch gleich das Messer aus der Tasche und stichst zu??
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Ein Messer nun nicht gleich, aber etwas ungemütlich kann es dann schon mal werden. Es kommt auf die jeweilige Situation an.
Aber alles erdulde ich mit Sicherheit auch nicht. Und wenn es einer unbedingt darauf anlegt, was noch nicht oft in meinem Leben vorkam, gibts auch mal was hinter die Ohren .
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...schimpfst du dich schon Oberhäuptling einer Familie...
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Die Häuptlingsrolle maße ich mir nicht an! Mein Häuptling liegt leider z.Zt. im Krankenhaus. Und da fahre ich jetzt ersteinmal hin, sie besuchen.
Soviel wollte ich gar nicht schreiben.
Gruss, Petra[/quote]
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LG, Norbert mit seinen Graupelzen Onka v. Böhmerwald & Kira
"Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (Kant)
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