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Hier ist der Text von diesem Link mit Einverständnis von Peter Stechi aus der Schweiz.
Vielen Dank an Peter.
Hallo Roland
Klar darfst du das. Lieber Gruss Peter
Mit freundlichen Grüssen
Peter Sterchi
Warum gerade ein Wolfshund?
Wie kommt man auf die Rasse der Wolfshunde? Ob jetzt Tschechoslowakischer Wolfshund oder Saarlooswolfhond.
Diese Entscheidung wird oft etwas vorschnell gefällt und über kurz oder lang findet man aus den verschiedenen Würfen die Welpen wieder beim Züchter. Der Wolfshund ist eben ein spezieller Hund, ein Hund, jedoch mit ganz speziellen Charakterzügen.
Es gibt Leute, welche nur nach dem äußeren Erscheinungsbild einen Hund kaufen. Vorschnell und unüberlegt kommt meist noch dazu. Dann gibt es Leute, welche es sich lange überlegen, sich verschiedene Züchter anschauen und mit Besitzern der ausgewählten Rasse sprechen. Dieser Weg ist sicher der bessere. Und wenn man sich noch für einen Wolfshund interessiert, braucht man sicher noch mehr Zeit, es sich zu überlegen.
Sicher, wenn man das erste Mal einen Wolfshund sieht, ist man sofort fasziniert. Mir ging es da nicht anders. Meinen ersten Wolfshund habe ich vor 10 Jahren gesehen. Und war sofort von dem Aussehen und Verhalten fasziniert. Irgendwann würde ich auch einen solchen Hund als Begleiter haben, das war sofort klar. Nur erst wollte ich mir noch einiges an Wissen beschaffen. Damals fand man noch wenig Infos im Internet und das meiste war erst noch in Tschechischer Sprache verfasst.
Der Wolfshund lernt schnell, vor allem alles was für ihn von Vorteil ist. Er lernt durch beobachten, wie es seine Menschen machen, so versucht er es nach zu machen. Fenster öffnen, Kühlschrank- und Schranktüren öffnen sind kein Problem, vor allem wenn sich Leckeres darin befindet. Sich ins Badezimmer schleichen und den Wasserhahn aufdrehen, auch solche Hunde gibt es.
Auch vor Zäunen macht er nicht halt. Wer denkt, dass sein Garten mit einem Zaun von 1,20m reicht um den Hund zurück zu halten, der irrt sich. Der TWH hat eine große Sprungkraft und wenn ihn auf der anderen Seite des Zaunes etwas lockt, dann hopp und weg. Ist der Zaun höher und man kann sich mit den Pfoten an den Maschen festhalten, überklettert man es so. Sollte der Zaun jedoch hoch genug sein und der Hund kann seine Pfoten nirgends rein stellen, wird er es eben unten durch versuchen und buddelt sich kurzer hand ein Loch. Fragt man sich unter den Wolfshundebesitzern durch, hat eigentlich jeder so etwas zu erzählen.
Der TWH ist ein Rudeltier, er will seine Familie um sich haben. Er ist also nicht unbedingt ein Hund für eine Einzelperson, er liebt es auch wenn noch ein 2.Hund da ist, egal welcher Rasse.
Die Kinder der Familie sind für ihn, je nach grösse der Kinder, meist wie Welpen. Und so geht er auch mit ihnen um. Dabei ist er sehr geduldig mit ihnen. Gegenüber seiner Familie kann er sehr verschmust sein, Fremden gegenüber zeigt er ein gesundes Misstrauen. Er zeigt, wenn er bereits einiges an Erfahrung gemacht hat, wann er sich von Fremden anfassen lässt und wann nicht. Der TWH muss sehr früh an viele Situationen herangeführt werden, für ihn sind Erfahrungen sehr wichtig. Denn hier gibt es noch viel wölfisches Verhalten und sein Fluchttrieb in unbekannten Situationen ist sehr groß. Hier braucht der Besitzer sehr viel Geduld und Zeit ihm dies alles zu zeigen. Sich immer wieder in solche Situationen zu begeben, dem Hund neue Eindrücke zeigen. Dies sollte aber immer Stressfrei geschehen und auch ohne Druck von Seiten des Besitzers. Man sollte sich die Zeit nehmen und sich beim Bahnhof mal eine Zeitlang auf eine Bank setzten und den Hund beobachten lassen. Er kann sich unter der Bank zurückziehen und so im Beisein seines Besitzers das Ganze erst mal von weitem ansehen. Verhält er sich ruhig steigert man die Zeit der Übung stetig, wird er unruhig verlässt man die Situation. Wichtig ist, dass der Hund hier nicht überfordert wird.
Der Weg erwachsen zu werden dauert beim TWH auch etwas länger. So richtig erwachsen ist er erst mit 2 Jahren. Die meisten Hündinnen werden auch nicht vor 1 ½ bis 2 Jahre läufig. Ihre Läufigkeit dauert bis zu vier Wochen, dafür nur einmal im Jahr.
Je mehr Erfahrungen der TWH machen kann, umso sicherer wird er auf dem Weg ins erwachsenen leben. Wer jetzt aber meint, dass wenn er einen sehr offenen Welpen oder Junghund hat, das nun das ganze Leben so bleibt, den muss ich enttäuschen. Es kann gut sein, dass dieser Hund plötzlich mehr seiner Wolfserben zeigt. Er plötzlich Scheu und Misstrauen zeigt bei Dingen welche er vorher nicht beachtet hat. Hier muss man nun als Besitzer wiederum so darauf eingehen, dass der Hund auch mit der neuen Situation um zu gehen lernt. Scheut er plötzlich extrem vor Menschen zurück, muss man ihn behutsam wieder an Menschen heranführen. Ihm wie beim Welpen wieder Schritt für Schritt zeigen, dass hier keine Gefahr droht.
Das kann aber auch den umgekehrten Weg funktionieren, ein scheuer Welpe kann als erwachsenes Tier sehr offen und freundlich sein. Hat der TWH zudem einmal jemanden in sein Herz geschlossen, erkennt er diesen Menschen immer wieder auch wenn er ihn vielleicht nur ein, zweimal im Jahr sieht.
Der Wolfshund ist keiner der gerne seine Zeit im Zwinger verbringt. Die meisten heulen die ganze Zeit, oder aber legen eine solche Zerstörungswut an den Tag dass danach alles kaputt ist. Der TWH ist nicht gerne alleine, weder im Haus noch im Zwinger. Es gibt Ausnahmen, es gibt Hunde welche das gelernt haben und alleine zu Hause bleiben. Bis es soweit war, hat jedoch viel Mobiliar gelitten und ein paar Hundert ¤uro Ausgaben mussten ins Budget genommen werden für Reparaturen. Der TWH ist lieber mit seinem Besitzer unterwegs, wenn es sein muss, wartet er auch im Auto geduldig, wegen der Zerstörungswut von Vorteil in einer Box, auf die Rückkehr seines Besitzers. Denn da ist er in der Nähe seines Besitzers.
Zu Hause ist er ganz gerne auch mal ein richtiger Sofatiger. Er liebt es, in der Nähe oder mit Körperkontakt bei seinem Besitzer zu liegen. Ob der Hund nun auf das Sofa darf oder nicht muss jeder für sich selber entscheiden, die meisten TWH lieben es sich auf dem Sofa nieder zu lassen oder sich nachts auf das Bett zu schleichen. Ist ja schließlich warm und kuschelig und man ist nahe bei seinem Besitzer. Wie gesagt, was der Hund darf und was nicht, liegt bei jedem selber, jedoch muss die eingeschlagene Richtung konsequent durchgezogen werden. Denn heute ein „Ja“ und morgen ein „Nein“ versteht der TWH nicht.
Der Wolfshund muss überzeugt werden bei dem was er tun soll. Es muss sich vor allem für ihn lohnen, man muss ihn überzeugen, dass es sich für ihn lohnt. Der Wolf tut auch nur Dinge welche sich für ihn lohnen. Er jagt nur ein Wild das er auch erlegen kann, er legt sich hin weil er müde ist, er ruhen will.
Von TWH zu verlangen, dass er sich drei, viermal hinlegt und sich wieder setzt, ist Unsinn. Spätestens beim 2. Mal läuft er davon. Warum auch nicht? Er hat es ja getan, warum also noch einmal?
Dies muss bei der Erziehung berücksichtigt werden. Dies ist kein Sporthund, wer sich in einer dieser Sportarten bewegen möchte, sucht sich besser eine andere Rasse aus. Denn auch beim Apportieren geben die meisten der TWH keine gute Figur ab. Einen weggeworfenen Gegenstand zu holen findet Brita absolut daneben. Sie schaut höchstens wo der Gegenstand hinfliegt und läuft davon mit einem Blick der Langeweile und der „hol das Ding selber“ sagt. Aber auch hier gibt es Ausnahmen.
Wofür er sich überhaupt nicht eignet ist für den Schutzdienst. Dafür haben wir viele andere Rassen welche sich besser eignen. Der TWH mit seinem Misstrauen und seinem Fluchttrieb, eignet sich überhaupt nicht dazu anzugreifen. Hingegen auf dem Mobility-Parcours zeigt er sich locker und meistert alles bestens. Es bedingt jedoch auch hier, dass der Hund Jung an die Geräte herangeführt wird. Hat der Hund vertrauen zu seinem Führer, geht er über jeden Parcours ohne Probleme.
Bei konsequenter Erziehung und nach ca. drei Jahren des Erwachsen werden haben Sie einen absolut tollen Begleiter.
Sollten Sie noch nie einen Hund aufgezogen haben, oder sonst wenig Hunde Erfahrung haben, empfiehlt es sich, sich nicht gerade für eine der beiden Wolfshunderassen zu entscheiden. Lieber erstmal den Kontakt zu Wolfshunde-Besitzer suchen, an Treffen des Clubs teilnehmen und viele Gespräche führen mit Besitzern und Züchter. Der TWH hat viele Facetten, und doch ist er ein Hund, ein spezieller eben. Machen Sie erstmal Erfahrung mit der Aufzucht und Erziehung eines anderen Hundes, unter umständen kommt ein 2. Hund für Sie in Frage und dies könnte ein TWH sein. Oder aber Sie sind von dieser anderen Rasse so überzeugt, dass Sie gar keine andere Rasse mehr möchten.
Als ersten TWH ist sicherlich auch eine Hündin zu empfehlen. Sie sind doch noch eine Spur anhänglicher und einfacher zu führen als die Rüden.
Eines muss man auch wissen, mit dieser Rasse fällt man auch immer wieder auf. Das wölfische aussehen des Hundes zieht immer wieder Blicke auf sich. Umso wichtiger ist es dann, dass man den Leuten auch erklärt, dass dies Hunde sind auch wenn in der Rassebezeichnung das Wort „Wolf“ enthalten ist.
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