Originally Posted by Steffen
Zum epedemieartigen Verlinken hier im Forum zu Dissertationen etc. pp
(ein Gedicht von Alexander Moszkowski (1851-1934))
Dissertation
Ein Kandidat, mit mäß'gem Selbstvertrauen,
Wollt' neulich seinen Doktor bauen
Und wandte sich expreß deswegen
An einen älteren Kollegen;
Den meisten Kummer macht mir nämlich,
So äußerte er bang und grämlich,
Das Schriftliche, denn das ist riesig schwer,
Wo nehme ich, da bin ich ganz verlegen,
Zu einer Dissertation das Thema her?
Der andere gab darauf die Meinung kund:
Das ist nicht schwer, - Sie haben doch 'nen Hund?
Nicht wahr, den haben Sie zu Haus?
Da sind Sie also fein heraus,
Ein guter Hund ist nämlich schon
Die halbe Dissertation.
Nun nehmen Sie den Hund hervor
Und füttern ihn mit Chlor und Bor
Und sehen zu und geben acht,
Was dann der Pintscher darauf macht.
Der Hund besorgt schon das Geschäft,
Sie schreiben alles in Ihr Heft
Teils vor, teils nach der Obduktion,
Da ist die Dissertation.
Sie könnens auch noch anders drehn,
Mir phosphorsaurem Citrophen,
Das spritzen Sie dem Hund ins Auge,
Und passen auf: wie wirkt die Lauge?
Vor allem konstatieren Sie:
Wird etwa blind davon das Vieh,
Ist ihm das Augenlicht entflohn?
Das gibt 'ne Dissertation.
Sie können überhaupt nicht fehlen,
Wenn Sie das Tier nur tüchtig quälen.
Sie öffnen zu besagtem Zwecke
Dem Hund zu Haus die Schädeldecke,
Und spritzen, ohne viel zu fragen,
Von oben her, ich will mal sagen:
Ein viertel Liter Cyanür,
Vielleicht zehn Gramm Arsenchlorür,
Vielleicht zwölf Gramm Uranoxyd
Vermischt mit Paramidnitrit,
Vielleicht was andres, je nachdem,
Dem Hund ins Cerebralsystem;
Das geht dann alles seinen Lauf,
Sie passen bloß gehörig auf,
Wie sich der Hund dazu wohl stellt,
Ob's ihm gefällt und ob er bellt,
Das gibt nach drei, vier Tagen schon
Die schönste Dissertation.
Das alles läßt sich variieren,
Man muss nur manches durchprobieren,
Der guten Arbeit winkt der Lohn.
Zu einer Dissertation
Gehören nur, beachten Sie:
Ein Hund und eine Drogerie!
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