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Old 14-09-2011, 11:29   #6
hanninadina
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Glaube alles, was du über TWH hörst! Als ich am Wochenende beim Sommercamp des Freien Clubs für Tschechoslowakische Wolfshunde war und dem immer wieder legendären Pro Evolution Contest kam Gabriela, die Übersetzerin bei der Spielzuchtschau, auf mich zu und bat mich, etwas zu den TWH zu sagen. Sie habe die ganzen Tage so viele Horrorstories gehört. Da musste ich lachen und erwiderte, eigentlich bin ich doch derjenigen, der die „besten“ Erlebnisse erzählen kann. Es hat sich also was getan in der TWH Szene und die meisten Halter berichten freiwillig offen und ehrlich über ihre Tiere. Es gab Zeiten, da wurden sie dargestellt, dass sie doch nur normale Hunde seien.

Mittlerweile schämt sich keiner mehr, darüber zu reden, wie es wirklich ist und als Depp, der nicht mit Hunden umgehen kann, dargestellt zu werden. Und die Halter wollen sich auch nicht wichtig tun, wie manche vielleicht denken. Ganz im Gegenteil ein jeder von uns wäre froh, wenn er gewisse Dinge nicht erlebt hätte. Dazu passt, dass ich gestern gefragt wurde, warum sind Wolfshundehalter eigentlich immer so aggressiv. Ganz einfach TWHs sind eine dominante Hunderasse. Nicht falsch verstehen, es gibt bei jeder Hunderasse dominante Tiere. Nein, hier ist es aber so, dass die Mehrheit der Tiere in sich schon dominant sind. Und entweder du kommst damit klar oder du scheiterst. Wie Petra schon schrieb, sind dieses Jahr doch recht viele Jungtiere abgegeben worden – und dass obwohl so wenige TWHs wie lange nicht in Deutschland gezüchtet worden sind. Am einfachsten hast du es mit einem TWH, wenn du selbst auch dominant bist! Das sind viele von uns auch, weshalb es hier im Forum öfter mal richtig kracht. Aber, wenn wir uns bei Treffen oder Ausstellungen sehen, sind wir immer nett zu einander und verstehen uns.

Es erklärt sich schon allein aus der Genetik eines TWH, dass er anders ist als die normalen Hunde. Viele der Tiere sind noch 6. – 10. Generation nach dem Wolf. Sie haben deshalb ein viel höheres Problemlösungsverhalten und sind viel härter, was Witterung (draußen sein) und ihre Penetranz ein Ziel zu erreichen, was sie verfolgen, betrifft. Wölfe haben eine hohe praktische Intelligenz. Das haben TWHs auch. Petra hat den Kanaan Dog angesprochen, dass er ähnlich sei. Dass liegt auf der Hand, wenn man weiß, dass bei ihm laut einer Studie aus 2010 des führen Wolfsgenetikers Bob Wayne noch Wolfsgene vorhanden sind, wie übrigens auch bei einigen alten mehr als 500 Jahre alten Hunderassen wie Alaskan Malamute, Siberian Husky, Basenji, Saluki, Chow Chow usw. Wenn selbst bei diesen Rassehunden noch Wolfsgene sind, obwohl die Wolfseinkreuzung viele hundert Jahre zurück liegt und sich das z.B. beim Basenji dadurch bemerkbar macht, dass er auch nur 1x im Jahr läufig wird, dann kann man sich leicht vorstellen, wie es ist, wenn im ideal Fall 1983 mit Ledij die letzte Wölfin (offiziell) eingekreuzt wurde.

Und weil TWH dominanter und Problemlösungsbewusster sind, es wurde ja schön dargestellt, wie sie nur durch Abgucken sehr schnell lernen, macht es das Zusammensein anstrengender.

Dazu gehört auch, dass sie eben nicht gerne allein bleiben. Denn zum einen sind sie sozialer als andere Hunde und zum anderen wollen sie Herrchen so gut es geht kontrollieren, was ihrer dominanten Art geschuldet ist. Man muss sich auch mal vor Augen halten, dass sie u.a. dafür gezüchtet wurden, zwischen dem ersten und zweiten Grenzzaun eigenverantwortlich zu patrolieren und etwaige Republikflüchtlinge zu stellen – und schlechtesten falls zu töten. Sie waren insoweit ähnlich wie sog. Herdenschutzhunde heute sind, die extrem aufpassen. Auch wenn heute versucht wird durch gezielte Zucht, die TWH weich zu spülen, ist das nicht so einfach bei 30 bis 50 Welpen pro Jahr. Die Briard Züchter haben aus dem aggressiven Briard französischer Linien geschafft, Familienhunde daraus zu machen – bei 1000 Briardwelpen im Jahr.

Petra, wenn du schreibst, dass deine Hündin 8 bis 13 Stunden allein sein kann, solltest du vielleicht mal sagen, wo sie dann ist? So erweckst du den – falschen – Eindruck, dass es geht. Ich frage dich das, weil ich mich erinnere, wie du deinen Hund in einer Hundebox lassen musstest in deinem Auto, obwohl deine Berner Hündin noch dabei war und du sie eben nicht zu Hause lassen konntest. Schreibe doch bitte mal, was dein Chef gesagt hat, als du mal vorsichtig geforscht hast, ob du dir nach dem Tod deiner Berner Hündin einen 2. TWH anschaffen bzw. mit zur Arbeit bringen könntest, wie du es mit der Berner Hündin konntest. Allein, dass du als erfahrene TWH Halterin und Hundetrainerin zögerst, dir einen 2. TWH anzuschaffen, obwohl ein Platz frei geworden ist, zeigt doch, dass es etwas „komplizierter“ ist. Versteh mich nicht falsch, es bringt wenig, zwischen den Zeilen lesen zu müssen. Wer dich nicht kennt, nimmt das so hin, was du schreibst, ohne es wirklich so verstanden zu haben, wie du es wirklich gemeint hast.

TWH sind spannend und mit den Saarloos eine anerkannte Hunderasse und sie verdienen ihre Leute. Sie sind mit Recht die Königsklasse der Rassehunde. Und wenn sie so ab 5 Jahre aufwärts sind, werden sie auch richtig ruhig. Bis dahin muss man aber viel aushalten und über sich hinaus wachsen, gerade die ersten 2-3 Jahre kommt man ohne schwarzen Humor nicht aus.

Ach ja, ich kenne seit 10 Jahren Rhodesian Ridgebacks durch gemeinsames Hundetraining, Gassie gehen, Ausstellung in den unterschiedlichsten Formen. Sie sind absolut kein Vergleich. Sie sind sicherlich etwas anspruchsvoller als der Durchschnittshund, aber Milen weit weg von einem TWH.

Christian

Last edited by hanninadina; 14-09-2011 at 11:32.
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