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Erziehung & Charakter Was muss man bei einem Welpen beachten, wie sozialisiere ich ihn, die meisten allgemeinen Probleme mit dem TWH, wie löse ich sie

 
 
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Old 04-03-2005, 16:14   #11
Yvonne
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Location: Südlicher Bayerischer Wald
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Hallo Dajka, es war mir schon klar, dass Du nicht mit Starkzwangmitteln arbeitest und einen Platz, der das zur Ausbildung anwendet, nicht empfehlenswert findest - ich wollte Deine Aussage nur bestätigen. Tut mir leid, wenn das nicht so klar rübergekommen ist! Viel Spaß mit Deinen beiden, Du arbeitest ja anscheinend sehr viel mit ihnen.

Hallo Michael, ist ja schön, dass Dein Falco nur so kurz rennt, von selbst abbricht und gleich wiederkommt - so hätte ich es bei Akin auch gern (vorläufig zumindest, langfristiges Ziel sollte sagen wir mal möglichst gar kein Nachrennen oder wenn doch ein noch kürzeres sein). Wie hat er das gelernt? Vielleicht ist mein Süßer nicht so schlau? Akin läuft ja auch nicht weit, sicher nicht mehr als ein paar hundert Meter, wenn's denn mal passiert, und kommt auch gleich wieder, aber in unübersichtlichen Gelände kann schon ein 100 m-Sprint gefährlich sein.
Die rauhen, steinigen (oder matschigen) Abseitswege sind ja genau die, die ich gerne gehe (an meinem Wohnort gibt es sowieso nur solche, frequentierte Wanderwege gibt es bei mir überhaupt nicht), aber genau die sind es ja, wo man am ehesten auf Wild trifft - da springt das Reh plötzlich zehn Meter vor uns aus der Deckung! Ist das bei Dir nicht so mit den ruhigen Wegen? Die stärker genutzen "Touristenwege" der (klein)städtischen Naherholungsgebiete eignen sich deshalb viel besser zum Hund frei laufen lassen, weil gerade da, wo regelmäßig und häufig Jogger, Radfahrer, andere Hundespaziergänger etc. unterwegs sind, sich die Wildtiere zumindest tagsüber nicht unmittelbar am Weg aufhalten. Zum Glück ist es hier in Bayern nicht so schlimm mit Hundeverordnungen usw. (arme Citywölfe, das ist ja wirklich schlimm bei euch!), und Akin hat absolut keine Probleme mit Joggern, Walkern und was sonst noch so die Wanderwege bevölkert (Jogger und Co. haben auch keine Probleme mit uns).
Dass ein Hund/TWH/Wolf ein gesundes Wild nicht im Alleingang schaffen kann, würde ich definitiv nicht unterschreiben. Rehe gehören zum Beutespektrum einzelner Wölfe, und für schnelle und geschickte Hunde ist das bestimmt auch nicht unmöglich. Deshalb mache ich mir ja Sorgen ... Sonst könnte ich ja sagen, ich lass Akin lernen, dass er keine Chance hat, dann hört er schon damit auf, aber was ist, wenn er lernt dass es geht? Auch wenn's dann ein krankes oder unerfahrenes Reh war ... er darf es trotzdem nicht.

Wo ich wohne ist es sehr ländlich, und besonders vor fast 20 Jahren, als ich dahin gezogen bin, war es für die Leute absolut exotisch, dass jemand, nochdazu eine Frau, mit einem Hund allein spazieren geht. Wenn man denn einen Hund hatte, dann war er entweder sein Leben lang an der Kette oder im Zwinger als Alarmanlage abgelegener Höfe, oder er lief frei herum (auch ohne ins Haus zu dürfen) wie die halbwilden Bauernkatzen. Dass ich einen großen Hund (meine frühere Hündin) "einfach so" und nochdazu im Haus hielt und auch noch damit wanderte, war völlig unverständlich . So habe ich früher auf meinen Wanderungen auch so gut wie nie jemanden getroffen, höchstens mal einen Jäger oder einen Bauern, der im Wald gearbeitet hat. Wanderer, Jogger usw. waren hier damals noch unbekannte Wesen von einem anderen Stern.
Dementsprechend härter waren auch die Jäger drauf - dass bei einem freilaufenden Hund ein Mensch dabei sein könnte und dieser Hund nur spazieren und nicht streunend war, war weitgehend unvorstellbar ("Da macht doch jeder den Finger krumm" hat da mal einer zu mir gesagt, und das war normal). Die freilaufenden Hofhunde hatten deshalb auch nur eine geringe Lebenserwartung. Die Bindung der Leute an ihren Hund war aber auch eine andere ("Dann ist er halt hin"), sie hatten dann eben alle paar Jahre einen neuen Hund. Deshalb hatte ich meine Hündin früher so gut wie immer an der langen Leine.
Inzwischen ist das anders geworden, es gibt mehr (wenn auch immer noch nicht viel) Haushunde, es gibt Jogger, Mountainbiker, Nordic Walker (jaja, die Fitnesswelle), jetzt kann mir schon mal jemand draußen begegnen (ist aber immer noch selten). Es gibt einen anderen Jagdpächter (der aber leider panische Angst vor Hunden hat). Und es scheint auch mehr Rehwild zu geben (Wildschweine sowieso). Liegt es am zunehmenden Maisanbau oder daran, dass durch das zunehmende Vorhandensein "ungefährlicher" Menschen im Wald die Rehe weniger scheu sind? Früher war ja der Jäger fast der einzige Mensch im Wald.

Natürlich wird der Abschuss von Haustieren nicht an die große Glocke gehängt. Wenn der Besitzer nicht anwesend war, wird er wohl kaum erfahren, was mit seinem Tier passiert ist. In der Presse landen nur besonders krasse Fälle, wenn Zeugen zugegen waren. Der Jagdpächter bei uns hat vor einigen Jahren einen (zugegebenermaßen notorisch immer auf Freiersfüssen streunenden) Hund erschossen. Den Besitzern des Hundes hat er erzählt, er hätte den armen Hund töten müssen, weil er ihn mit Tollwut im Endstadium im Wald gefunden hätte, und er hätte den Kadaver an ein tiermedizinisches Institut geschickt. Mir kam diese Geschichte immer schon komisch vor, da bei uns schon seit Ewigkeiten keine Tollwut mehr bekannt geworden ist. Und dann hat mir eine Bäuerin erzählt, dass der Hund eine halbe Stunde bevor er in dem kleinen Wäldchen direkt unter ihrem Haus erschossen wurde, noch bei ihr war und wie jeden Tag mit ihrem Hund gespielt hatte, gesund und munter.

Ich weiß dass die Zahl der jährlich in Deutschland geschossenen Hunde nicht gerade gering ist, bin mir aber nicht mehr sicher wie hoch (geht in die Zehntausende?), von Katzen mal ganz zu schweigen. Jedenfalls ist mir da schon mulmig geworden ...

Jäger und Förster sind übrigens nicht identisch, auch wenn Förster meistens die Jagd ausüben. Es gibt z. T. heftige Interessenskonflikte zwischen der Jägerschaft und der Forstwirtschaft. Entsprechend unterscheiden sich auch oft die Einstellungen von Jägern und Förstern. Auch deshalb eignen sich z. B. die großen Staatsforstgebiete (die zugleich Naherholungsgebiet sind) besser zum Hundeauslauf - die Wilddichte ist geringer, ebenso wie die Bereitschaft, Hunde der Wanderer zu erschießen. Aber was wird daraus nach der Forstreform in Bayern?
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